PHInanzielle Freiheit

Wie sicher ist ein Bankkonto?

Wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umhöre und frage, wo die Menschen ihr Geld anlegen, bekomme ich als Antwort häufig "Auf dem Konto!". Meine Bekannten wissen natürlich, dass sich das Geld dort nicht vermehrt, "aber es ist sicher und wird nicht weniger". In diesem Blogartikel möchte ich erklären, warum Bankkonten nicht so sicher sind und warum das Geld dort sehr wohl weniger wird.

Was ist ein Bankguthaben eigentlich?

Bevor wir tiefer in die Materie eintauchen, müssen wir kurz klären was ein Guthaben bei einer Bank eigentlich ist.
Ich habe diese Frage Freunden von mir gestellt und die gängigsten Antworten lassen sich in etwa so zusammenfassen: „Das Bankguthaben, ist das Geld das auf meinem Konto liegt und über das ich jederzeit verfügen kann.“
In diesem Satz, finden sich zwei ganz schwere Fehler.

Das Geld liegt nicht auf dem Konto und man kann nicht jederzeit darüber verfügen.
Die Bank lässt das Geld nicht auf deinem Konto liegen, sondern nützt es um es zu verleihen und so Geld zu verdienen.

Ich möchte das mit dem folgenden Beispiel veranschaulichen:
Gehen wir davon aus, dass du 1000€ auf dem Konto hast. Die Bank wird einen Großteil deines Geldes verwenden, um anderen Personen Kredite zu geben, nehmen wir hier 900€ an.
Diese 900€ werden in der Regel mehrfach verliehen: Jemand dem die Bank einen Kredit gewährt, bekommt dieses (dein) Geld auf sein Konto gutgeschrieben. Da der Kreditnehmer sein Geld häufig nicht sofort ausgibt, wird dieses Geld, dass eigentlich gar nicht da ist (weil es dir gehört) an weitere Kreditnehmer verliehen. So geht es immer weiter.

Unter normalen Umständen ist das kein Problem und du könntest deine 1000€ jederzeit abheben.

Schwierig wird es allerdings, wenn es zu einem sogenannten BankRun kommt und viele Kontobesitzer ihr Geld abheben wollen, dass aber eigentlich – zumindest im Moment – gar nicht da ist. In solchen Situationen, kann man also nicht jederzeit frei über sein Geld verfügen und es einfach abheben.
In diesem Beispiel wird eines klar: Wirklich im Besitz des Geldes bist du nur, wenn du es in der Hand hältst.

Zurück zu der ursprünglichen Frage: Was ist ein Bankguthaben?
Ein Bankguthaben ist ein unbesicherter (!) Kredit von einer Privatperson an eine Bank. In der Regel sind Banken sehr hoch verschuldet (Fremdkapitalanteil >90%).

Bankgewerbe, Verkleidungsgewerbe, Nehmer verkleiden sich als Geber!

Manfred Hinrich

Das heißt, dass jemand der Geld auf sein Bankkonto einzahlt, in Wahrheit nicht einen kleinen Safe mit seinem Namen füllt, sondern einem hoch verschuldeten Unternehmen (der Bank) einen Kredit gibt.
Wenn dieses Unternehmen pleite geht, ist das Guthaben weg, wenn es 100.000€ (Einlagensicherung – siehe unten) übersteigt. – WOW.
Ich bin überzeugt davon, dass sich die meisten Menschen darüber nicht im Klaren sind und das dem einen oder anderen, beim Lesen dieser Zeilen, etwas mulmig wird.

Unter welchen Umständen ist es relativ sicher, Geld auf dem Konto zu haben?

Ein kleiner Sparer muss sich allerdings, durch die staatlich garantierte Einlagensicherung, weniger Sorgen um sein Vermögen machen.

Diese Einlagensicherung deckt bis zu 100.000€ ab. Das heißt, dass bei einer Pleite der Staat bis zu diesem Betrag einspringt und den „Sparern“ das Geld ersetzt. Theoretisch zumindest. Praktisch vermutlich auch. Wenn ein Staat oder eine Währungsunion allerdings wirklich kurz vor dem Bankrott steht, kann es aber unter Umständen dazu kommen, dass ein neues Gesetz beschlossen wird und beispielsweise nur noch 80.000€ abgedeckt werden. Davon gehe ich aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht aus. – Vermögen bis zu einer Grenze von 100.000€ sind auf einem Bankkonto also sicher!

Vielleicht gehst du davon aus, dass Staaten auch mehr als 100.000€ zahlen, um die Bürger zufrieden zu stellen. Das liegst du leider falsch. Zypern hat im Zuge der Finanzkrise Beträge über 100.000€ dafür verwendet, um die Banken zu sanieren. Dieses Geld haben die „Sparer“ also wirklich verloren.
Viele denken jetzt vermutlich: „In Deutschland oder Österreich wird das anders sein!“
Das wäre schön, entspricht aber vermutlich auch nicht der Realität. Während der letzten Finanzkrise hat auch der deutsche Finanzminister gesagt, dass man auch die Gläubiger (also unter anderem die Sparer) mit ihrem Geld einspringen lassen soll, falls es wieder zu einer Krise kommt.

Du denkst jetzt vielleicht: „100.000€? Das ist doch eh mehr als genug.“ Natürlich ist das auf den ersten Blick viel Geld, aber in Wahrheit handelt es sich dabei um circa vier Jahresgehälter.
Das Pensions- bzw. Rentensystem, wie es jetzt besteht, wird sich in einigen Jahrzehnten nicht mehr finanzieren lassen (die Menschen werden immer älter, bekommen aber weniger Kinder). Also wird sich jeder, der nicht mit Altersarmut kämpfen möchte, zumindest teilweise selbst um seine Pension kümmern müssen.
Wenn jemand mit 65 aufhört zu arbeiten und 85 Jahre alt wird, sind das immerhin 20 Jahre die überbrückt werden müssen. Da sind 100.000€ vermutlich nicht genug, wenn man sich auch im Alter ein bisschen Luxus gönnen möchte.

Warum das Risiko von Bankkonten oft unterschätzt wird

Mangelnde Kenntnis der Finanzgeschichte
Wenn sich jemand genauer über die Bankenpleiten in der Geschichte informieren will, kann er das hier (englisch) machen.

Auch wenn eine Bank oder ein Staat nicht ganz Pleite ist, kann Geld von Sparern dazu verwendet werden die Finanzen zumindest teilweise zu sanieren. „So ein Verschwörungstheoretiker!“ – Nein, das gab es erst vor wenigen Jahren in Spanien. Dort wurde eine Steuer von 0,03% auf Spareinlagen festgesetzt. Das ist zwar nicht enorm viel, dennoch verliert man hier tatsächlich Geld.

Bequemlichkeit
Der Mensch ist ein Lebewesen, dass sehr viel wert auf Komfort und Bequemlichkeit legt. Da ist ein Bankkonto natürlich ideal. Man muss nicht viel Nachdenken.
Die Alternativen zu Bankkonten (Anleihen, Aktien, Immobilien, etc.) sind mit etwas mehr „Denkarbeit“ verbunden und für die meisten „zu kompliziert“. Das ist sehr schade, weil es gar nicht so kompliziert ist, wie sich der Durchschnittsbürger das vorstellt.

Unwissenheit über die Vorteile von Aktien und Fonds als Geldanlage
Wenn eine Bank pleite geht, wird das Geld der Gläubiger verwendet um die Schulden zurück zu bezahlen. Dieses Geld ist also weg!
Was passiert aber mit Aktien oder Fondsanteilen, die in einem Bankdepot liegen? Diese zählen nicht zum Eigentum der Bank. Sie werden dort nur verwahrt und somit wird bei einer Pleite nicht darauf zugegriffen. – Deine Aktien und Fonds sind also bei einer Bankenpleite, anders als Geld auf deinem Konto, geschützt. (so wie Gold in Schließfächern – warum Gold aber keine gute Investition ist, erfährst du hier)

Falsches Verständnis von Risiko
Der Denkfehler, der in vielen Menschen vorherrscht, wenn sie davon reden, dass Bankkonten sicher sein, ist der, dass ein Bankguthaben in der Regel nicht sinkt oder schwankt.
Das Risiko verschwindet aber nicht, nur weil man es nicht sehen kann. Falls es zu einer schweren Banken- bzw. Wirtschaftskrise kommt, ist das Risiko durchaus real.

Eine neue Bankenkrise oder Bankenpleiten für unwahrscheinlich halten, weil die letzte schon lange her ist
Nur weil etwas länger her ist, heißt es nicht, dass es nicht wieder passiert.
Würdest du in ein Haus auf einem Berg in einem Lawinengebiet ziehen und auf Lawinenschutzbauten verzichten, weil seit 20 Jahren keine Lawine mehr abgegangen ist? Wohl kaum.

Inflation

Nun möchte ich noch kurz auf eine häufig getätigte Aussage eingehen: „Das Geld am Konto wird zumindest nicht weniger!“

Diese Aussage stimmt so leider auch nicht ganz. Natürlich werden 1000€ am Konto nicht einfach so zu 950€. Aber durch die Inflation findet Jahr für Jahr ein Wertverlust des Geldes statt. (siehe Video)
Darüber sind sich die meisten Menschen bewusst und reden dennoch von Sicherheit und davon, dass das Geld nicht weniger wird.
In Wirklichkeit „verliert“ man aber jährlich circa 2%.
Früher gab es höhere Zinsen, die diese Inflation zumindest ausgeglichen haben, heute sind die Zinsen, die man für sein Geld bekommt, nahe dem Nullpunkt.

Was dann?

Ich bin absolut kein Freund davon alles schlecht zu reden, ohne Lösungen parat zu haben.
Weil das Bankkonto nicht halten kann, was es verspricht (oder besser: was sich die Menschen davon versprechen), brauchen wir eine andere Lösung um unser Geld anzulegen.

Ich investiere dafür in breit diversifizierte ETFs. Das mache ich mit der einfachen und zeitsparenden Buy-and-Hold Strategie, die übrigens auch von Warren Buffet empfohlen wird.
Eine weitere Möglichkeit (mit der ich keine Erfahrung habe), wäre beispielsweise der Erwerben von Immobilien.

Zusammenfassung/Fazit

  • Ein Bankguthaben ist ein unbesicherter (!) Kredit von einer Privatperson an eine Bank.
  • Bankguthaben bis zu 100.000€ sind durch die staatliche Einlagensicherung geschützt
  • Das Risiko eines Bankkontos wird aus verschiedenen Gründen (Unwissenheit, falsches Verständnis von Risiko, etc.) massiv unterschätzt
  • Durch die Inflation, „verliert“ man auch mit einem Bankkonto Geld.
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