Wenn du meinen Blog regelmäßig liest, weißt du, dass ich vor allem passiv investiere. Vielleicht hast du aber auch mitbekommen, dass ich Spaß daran habe, mich mit Einzelaktien zu beschäftigen und diese zu analysieren. Deshalb lege ich auch einen kleinen Teil meines Vermögens in diese an.
In diesem Artikel möchte ich dir zeigen, wie ich bei der Aktienanalyse von Unilever vorgegangen bin und auch welche Kriterien ich, bei der Analyse Wert lege.
Wir beginnen mit allgemeinen Informationen und werfen einen Blick auf die finanziellen Ergebnisse des Unternehmens. Später beschäftigen wir uns mit der Dividende bzw. der Dividendenrendite der Unilever Aktie.
Grundlagen zur Unilever Aktie
Das Unternehmen
Unilever wurde 1929 gegründet und ist einer der größten Produzenten von Lebensmitteln, Haushaltsprodukten und Hygieneartikeln. Zu den bekanntesten Marken der Firma zählen AXE, Magnum, Knorr und Ben and Jerry’s.
Die erste Aktie wurde 1978 ausgegeben, als Unilever an die Börse ging.
Geschäftsmodell
Unilever ist in der nicht zyklischen Konsumgüterbranche tätig. Es produziert klassische Alltagsgüter, die immer wieder gekauft werden müssen. Das führt zu stabilen und planbaren Umsätzen, die weitestgehend krisensicher sind. Auch im Zuge der Corona-Krise gab es bisher keine nennenswerten Einbußen beim Umsatz.
Eine Stärke von Unilever, ist die Bekanntheit der Marken. Diese stehen in der Regel für Qualität und binden Kunden. Dadurch lassen sich höhere Preise, für die verkauften Waren, erzielen.
Unilever Aktienanalyse: Finanzielle Ergebnisse
Wir haben uns mit den Grundlagen des Unternehmens auseinandergesetzt. Machen wir mit der Aktienanalyse von Unilever weiter und werfen wir einen Blick auf die finanziellen Ergebnisse. Die Daten für die Aktienanalyse, habe ich aus den Geschäftsberichten der letzten Jahre entnommen, die du auf der „Investor Relations“ Seite von Unilever finden kannst.
Umsatz von Unilever
Unilever macht Umsätze in über 190 Ländern. Die sogenannten Schwellenländer machen dabei fast 50% des gesamten Umsatzes aus, der 2020 bei ca. 51 Milliarden Euro lag. In den letzten 5 Jahren konnte der Umsatz im Schnitt um 3% jährlich gesteigert werden.
Die Umsätze verteilen sich wie folgt, auf verschiedenen Regionen:
Die Umsätze von Unilever verteilen sich auf folgende Segmente:
- Beauty & Personal Care (42%)
- Food & Refreshment (38%)
- Home Care (20%)
In der oberen Grafik siehst du, dass die Umsätze von Unilever aktuell stagnieren. Das geringe Umsatzwachstum ist typisch für die Branche. Das Wachstum bei den klassischen Verbrauchsgütern kann kaum über den Konsum eines einzelnen Kunden gesteigert werden. Trotz gutem Marketing essen Menschen nicht doppelt so viel, oder putzen sich die Zähne doppelt so oft. Das Wachstum von Unternehmen in dieser Branche ist abhängig von:
- Erschließung neuer Märkte
- Steigerung des Marktanteils
- Preiserhöhungen
Gewinn
Der operative Gewinn, lag letztes Jahr bei 8,3 Milliarden Euro. Auch dieser, ist in den letzten Jahren immer relativ stabil gewesen. Der deutliche Anstieg 2018 liegt am Verkauf von diversen Brotaufstrichmarken.
Der Nettogewinn, liegt bei sechs Milliarden Euro. Er ist im Vergleich zum Vorjahr um 1% gestiegen. Im Schnitt der letzten 5 Jahre konnte eine Steigerung des Nettogewinns um 12% erzielt werden.
Neben den Umsätzen und dem Gewinn, ist auch der freie Cashflow eine wichtige Kennzahl, für die Bewertung eines Unternehmens. Dieser steigt seit 2015 kontinuierlich an. 2020 erreichte er mit 7,7 Milliarden Euro einen neuen Höchstwert.
Dieser hohe freie Cashflow ermöglicht es Unilever eine Dividende auszuschütten und den Investoren eine attraktive Dividende zu bescheren. Natürlich beschäftigen wir uns in dieser Aktienanalyse auch mit der Dividende der Unilever Aktie. Davor werfen wir aber einen Blick auf einige Kennzahlen.
Bewertungskennzahlen zur Unilever Aktie
Für Aktienanalyse von Unilever, habe ich mit den wichtigsten Kennzahlen des Unternehmens auseinander gesetzt.
Kurs Gewinn Verhältnis der Unilever Aktie
Das KGV darf wohl bei keiner Aktienanalyse fehlen. Generell muss festgehalten werden, dass Unternehmen aus der nicht-zyklischen Konsumgüterbranche generell eher hoch bewertet sind, also ein hohes KGV aufweisen. Das liegt daran, dass deren zukünftigen Umsätze in der Regel sicherer und besser kalkulierbar sind, als bei Unternehmen aus anderen Branchen. Dafür sind Anleger bereit, die Aktien zu entsprechend höheren Kursen zu kaufen.
Das KGV liegt momentan bei circa 20. Das spricht für eine relativ günstige Bewertung der Unilever Aktie.
Wie profitabel ist Unilever?
Die Eigenkapitalrendite von Unilever liegt bei 37%. Das lässt auf eine hohe Effizienz, beim Einsatz von Kapital schließen. Das belegt auch der Vergleich mit anderen Unternehmen der Branche. So hat Nestlé beispielsweise „nur” eine Eigenkapitalrendite von 27%.
Unilever Aktienanalyse: Finanzielle Stabilität
Unilever ist relativ hoch verschuldet. Deshalb habe ich bei der Aktienanalyse einen hohen Wert auf die finanzielle Stabilität gelegt. Ich möchte keine Aktien von Unternehmen im Depot haben, die kurz vor der Insolvenz stehen. Das gilt auch für die die Aktie von Unilever.
Fremdkapitalquote
Da Unilever in den letzten Jahren viele Übernahmen mit Krediten finanziert hat, ist das Unternehmen relativ hoch verschuldet. Die Fremdkapitalquote beträgt aktuell 77%. Ohne Frage ist eine Verschuldung in dieser Höhe durchaus kritisch zu sehen. Aktuell arbeitet das Unternehmen an der Reduktion seiner Schuldenlast. Dadurch konnte Unilever, im Vergleich zum Vorjahr, circa 100 Millionen Euro an Zinsen sparen.
Aktuell liegen die Zinsausgaben von Unilever bei 455 Millionen Euro. Da diese aus dem operativen Gewinn bezahlt werden müssen, ist es wichtig die Zinsausgaben in ein Verhältnis mit diesem zu setzen. 2020 überstieg der operative Gewinn die Zinsausgaben um das Zehnfache. Die Zinszahlungen, stellen das Unternehmen aktuell nicht vor große Schwierigkeiten. Aufgrund der Stabilität der Gewinne, mache ich mir darüber auch in den nächsten Jahren keine Sorgen.
Gearing
Das Gearing ist eine der wichtigsten Kennzahlen zur Stabilität und gibt an, inwieweit die Nettofinanzverbindlichkeiten durch das Eigenkapital gedeckt sind. Anders als bei der Eigenkapitalquote, bei der alle Verbindlichkeiten miteinbezogen werden, kommen hier nur die zinstragende Verbindlichkeiten (“Finanzverbindlichkeiten”) zu tragen.
Ein niedriges Gearing gibt eine geringe Nettoverschuldung an. Ab 70% ist die finanzielle Stabilität des Unternehmens als kritisch zu sehen. Durch Übernahmen ist das Gearing von Unilever den letzten Jahren deutlich angestiegen. Seinen Spitzenwert erreichte es 2018 mit 187%. Bis 2020 erfolgte eine Reduktion 123%, was erfreulich ist. Gleichzeitig muss festgehalten werden, dass diese Kennzahl immer noch sehr hoch ist.
Auch wenn mich ein Gearing in dieser Höhe bei vielen Unternehmen besorgen würde, denke ich, dass die finanzielle Stabilität von Unilever gewährleistet ist. Warum ich dieser Meinung bin, möchte ich dir anhand des dynamischen Verschuldungsgrades zeigen.
Dynamischer Verschuldungsgrad
Der dynamische Verschuldungsgrad gibt die theoretische Tilgungsdauer der Schulden in Jahren an, wenn das Unternehmen seine gesamten freien Cashflow für die Tilgung verwenden würde.
Hier spielt auch die Einkommensseite des Unternehmens eine wesentliche Rolle. So können Firmen mit stabilen Geschäftsmodellen und geringeren Reinvestitionsraten höhere Schulden haben, ohne an finanzieller Stabilität einzubüßen.
Werte unter 2 Jahren sind als sehr gut zu erachten. Ab 5 Jahren ist der Verschuldungsgrad als kritisch zu erachten.
Der dynamische Verschuldungsgrad von Unilever liegt aktuell bei 2,84 Jahren. Das bedeutet, dass eine finanzielle Stabilität gewährleistet ist, weil der hohen Verschuldung, entsprechend hohe Einnahmen gegenüberstehen.
Net Debt/EBITDA
Diese Kennzahl, setzt die Nettoverschuldung in ein Verhältnis mit dem EBITDA. EBITDA steht für “ earnings before interest, taxes, depreciation and amortization”. Es handelt sich dabei also um den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen.
Das EBITDA ist der Betrag, der zur Bedienung der Zinslast kurzfristig verwendet werden kann. Mit dem Verhältnis der Nettoverschuldung zum EBITDA, kann man Rückschlüsse darauf ziehen, wie sicher die Rückzahlung der Finanzverbindlichkeiten ist. Je stärker diese durch das EBITDA gedeckt sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Rückzahlung.
Werte unter 1 sind als sehr gut zu betrachten, während Werte ab 3 kritisch sind. Aktuell liegt diese Kennzahl bei Unilever bei 2,11.
Goodwill Anteil
Der Goodwill, ist der Aufpreis, den ein Unternehmen bei der Übernahme eines anderen Unternehmens, auf dessen Buchwert bezahlt. Vereinfacht: Bei Übernahmen, bei denen der Firmenwert höher angesetzt wurde, als dieser letztendlich war, entsteht ein Goodwill Anteil.
Da Unilever, gerade in den letzten Jahren, viele Übernahmen getätigt hat, findet sich ein hoher Goodwill Anteil in seiner Bilanz. Aktuell liegt diese Kennzahl bei 124%.
Ein zu großer Anteil bringt ein Risiko mit sich. Es könnte sein, dass der Wert der übernommenen Firmen zu optimistisch angesetzt wurde. So kann es zu hohen Abschreibungen in den Folgejahren kommen. Diese würden in weiterer Folge zu einem Kursrückgang der Unilever Aktie führen.
Ausschüttungen und Dividenden der Unilever Aktie
Unilever ist ein Unternehmen mit einer langen Dividendenhistorie. Es zählt, gerechnet in Euro, zu den wenigen europäischen Dividenden Aristokraten. Dabei handelt es sich um Unternehmen, die ihre Dividende in den letzten Jahren gesteigert haben. In den letzten 5 Jahren, hat Unilever die Dividende um durchschnittlich 7% pro Jahr erhöht. Einen Überblick über die Höhe der letzten Dividendenausschüttungen findest du in der folgenden Grafik.
Die Ausschüttungen der Dividende, erfolgen bei Unilever quartalsweise. Im letzten letzten Jahr betrug die Dividende 1,64€ pro Aktie.
Für viele Anleger, die nach „Dividendenwerten“ suchen, spielt die Dividendenrendite eine wichtige Rolle, die bei Unilever ca. 3,5% beträgt. Da der Kurs der Unilever Aktie in den letzten Monaten gefallen ist, hat sich die Dividendenrendite für Anleger verbessert.
Vor lauter Blick, auf die Höhe der Ausschüttungen, sollte man die Stabilität der Dividende nicht außer Acht lassen. Um diese einschätzen zu können, eignet sich die sogenannte „Ausschüttungsquote”.
Diese berechnet sich wie folgt:
Ausschüttungsquote = Dividende je Aktie / Gewinn je Aktie
Die aktuelle Ausschüttungsquote liegt bei 70% des Gewinns. Das bedeutet, dass die Dividendenzahlungen vollständig durch den Gewinn abgedeckt sind und die Dividende als nachhaltig zu betrachten ist.
Unilever plant seine Dividende auch in den nächsten Jahren zu steigern. Wie hoch diese Erhöhungen sein werden, ist abhängig vom Gewinnwachstum. Anleger, die zumindest eine Aktie von Unilever besitzen, können aber sehr wahrscheinlich auch in Zukunft mit einer Dividende und einer entsprechend guten Dividendenrendite rechnen.
Unilever Aktienanalyse: Fazit
Lass mich die wichtigsten Punkte der Analyse von der Unilever Aktie nochmal zusammenfassen.
Für ein Investment in die Unilever Aktie spricht:
- starke Marken im Portfolio
- nicht zyklisches Geschäftsmodell (Stabilität der Umsätze und Gewinne)
- Unilever bietet stabile Dividende und attraktive Dividendenrendite
- starke Präsenz in zukünftigen Wachstumsmärkten
Gegen ein Investment in die Unilever Aktie spricht:
- Risiko steigernder Zinsen
Wegen Nullzinsen „flüchten“ viele Anleger in sichere Dividendenwerte. Falls die Zinsen für die noch sichereren Staatsanleihen wieder steigen sollten, werden eine Anleger ihr Geld dorthin umschichten. Das würde zu einem Kursrückgang führen. - Veränderung der Konsumgewohnheiten/-trends
Dieses Risiko besteht bei jedem Unternehmen. Bei Lebensmitteln gibt es aktuell einen straken Trend in Richtung „bio“ und „vegan“. Ich halte Unilever in diesen Bereichen für sehr gut aufgestellt.
Am Ende der Aktienanalyse ist Unilever ein Unternehmen, dass solide und stabile Erträge erzielt. Ein enormes Wachstum wird in den nächsten Jahren nicht eintreten.
Für Anleger, die Wert auf regelmäßige Dividenden legen, kann sich aufgrund der Dividendenrendite eine Investition in Unilever lohnen.
Was denkst du über die Unilever Aktie? Ich freue mich auf deine Antwort in den Kommentaren! 🙂
Liebe Grüße,
Philipp
Disclaimer: KEINE ANLAGEBERATUNG ODER EMPFEHLUNG: Die vom Autor dieses Artikels behandelten, ETFs, Fonds, und weitere Anlageformen, sind immer mit Risiken behaftet. Alle Texte sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung dar. Sie wurden nach bestem Wissen und Gewissen aus öffentlich zugänglichen Quellen übernommen. Alle zur Verfügung gestellten Informationen (Gedanken, Prognosen, Kommentare, Hinweise, Ratschläge, etc.) dienen allein der Bildung und der privaten Unterhaltung.

Dieser Artikel ist in einer ähnlichen Form auch im kostenlosen Finanzmagazin Geldmag erschienen. Den Leitartikel der Juli Ausgabe, in der es um Dividenden geht, findest du in dem Beitrag von Kai, der den Blog „Finanzplanet“ betreibt.