1. Gier
Meiner Meinung nach, gehören Emotionen und hier vor allem die Gier, zu den größten Feinden des Investors. Das hat auch damit zu tun, dass niemand im Stande ist seine eigenen Emotionen komplett außen vor zu lassen.
Es gibt viele Menschen die glauben, dass man mit Aktien innerhalb von einer kurzen Zeit aus dem Nichts ein Vermögen schaffen kann.
In manchen Börsen-Magazinen liest man von Aktien, mit denen man weit über 10% Rendite machen kann, angeblich soll das immer für jeden möglich sein, wenn man sich nur an die richtigen Tipps hält.
Durch diese falschen Vorstellungen entwickelt sich schnell die Gier. Die 5-7% Rendite, die man im Schnitt jährlich durch passives Investieren erzielen kann, reichen nicht. Es müssen mehr sein.
Ich habe aber schon in einem anderen Blogartikel geschrieben, dass man Rendite als Schmerzensgeld für das Aushalten von Risiko betrachten sollte.
Auf der Suche nach wahnsinnigen Renditen und Wertsteigerungen, gingen vor einiger Zeit Menschen wahnsinnige Risiken ein und haben Kredite auf ihre Häuser aufgenommen, um mit dem Geld in Bitcoins zu investieren.
Am Anfang hat sich ein regelrechter Hype entwickelt und der Bitcoin ist nach oben geschossen.
Im November 2017 war ein Bitcoin ca. 6.000€ wert, um bis zum Jänner 2018 auf ca. 15.000€ anzusteigen.
Eine Steigerung von 250% in zwei Monaten. Da möchten sich die wenigsten mit 5% über die Jahre hinweg zufriedengeben.
Was ist dann passiert?
Im November 2018 war der Bitcoin nur noch circa 3.000€ wert. Viele Menschen hatten ein Vermögen verloren. Die Banken wollten ihr Geld wieder und so mussten die Spekulanten teilweise ihre Häuser verkaufen um die Kreditschulden zu tilgen.
Menschen aus der soliden Mittelschicht, hatten plötzlich gar nichts mehr.
Die Ursache war, dass sie mit dem Wohlstand, den sie schon hatten, nicht zufrieden waren und mehr wollten.
Sie haben hochspekulativ in etwas investiert, dass sie meistens nur unzureichend verstanden haben. Anstatt sich über das Glück nach den Zuwächsen zu freuen und die Bitcoins, mit einem ordentlichen Gewinn, zu verkaufen, wollten sie noch mehr. Diese Gier hat viele Menschen schlussendlich arm gemacht.
Vermeidungsstrategie
Das Ausblenden und Ignorieren von eigenen Emotionen ist ganz schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. Vermutlich steckt in jedem von uns ein bisschen Gier.
Deshalb ist es wichtig, dass man sich das bewusst macht und vor einer Investition selbstkritisch überlegt ob man diese aufgrund von soliden Geschäftszahlen, guten Produkten und langfristig guten Aussichten macht, oder weil man das schnelle Geld erwartet, ohne wirklich zu verstehen wie das jeweilige Produkt funktioniert.
2. Branchen/Modethemen
Es gibt immer wieder neue Hypes um verschiedene Branchen oder Produkte. Diesen Hypes stehen oft keine soliden Unternehmenszahlen oder Produkte gegenüber.
So kann aus ihnen eine Blase entstehen die irgendwann platzt.
Neben dem Bitcoin, ist die sogenannte „DotCom-Blase“ die um die Internetfirmen in den 90er Jahren entstanden ist, ein weiteres Beispiel.
Zu dieser Zeit wurden enorm viele Start-Ups gegründet und so gut wie jeder Anleger, wollte an den Gewinnen der Unternehmen beteiligt sein und investierte Geld in diese neuen Firmen.
Die Kurse schossen regelrecht in die Höhe. Anleger sahen nur noch mögliche Gewinne und haben zum Teil komplett auf die genaue Analyse der Unternehmen verzichtet. Dieser Hype wurde zusätzlich von den Medien befeuert.
Nach einiger Zeit, wurde klar, dass so gut wie keines der hochbewerteten Unternehmen in der Lage ist die Gewinnerwartungen zu erfüllen, sie wurden unattraktiv für Investoren. Es investierten immer weniger Anleger. Firmen, die nicht profitabel waren, ging das Geld aus.
Die ersten Unternehmen gingen bankrott und die Aktienkurse gingen zurück.
Immer mehr Anleger verkauften jetzt ihre Aktien und ein Teufelskreis, der zum Platzen der Blase und zum kompletten Absturz der Aktienkurse führte, begann.
Vermeidungsstrategie
Investiere dein Geld breit und lass dich nicht davon abbringen. Führe dir vor Augen, dass es schon so viele unbegründete Hypes um Branchen oder einzelne Unternehmen gegeben hat, dass es nicht sinnvoll ist, allein wegen des Hypes, einen großen Teil seines Vermögens in ein solches Unternehmen zu investieren.
Wenn man unbedingt ein bisschen „zocken“ will, kann man das natürlich machen, ich würde hier allerdings empfehlen, wenn überhaupt, nur einen kleinen Teil des Gesamtvermögens für diese „Wetten“ zu verwenden.
3. Selbstüberschätzung
Selbstüberschätzung ist, wie die Gier, etwas zudem sehr viele Menschen neigen.
Viele glauben, dass sie klüger und besser als andere sind.
Dies führt dazu, dass viele Privatinvestoren aktiv Geld anlegen. Um damit erfolgreich zu sein, müssen sie davon ausgehen, besser zu sein als der Markt.
Man muss sich vor Augen führen, dass es hunderte Investmentfirmen, mit tausenden Analysten gibt die täglich nichts anderes machen als Aktien zu analysieren.
Wie soll jemand der hauptberuflich z.B. Verkäufer oder Arzt ist, mehr über Aktien wissen als diese „Experten“?
Vermeidungsstragie
Bleib realistisch. Du möchtest den anderen, beim Investieren, einen Schritt voraus sein?
Dann erkenne, dass Du nicht in der Lage bist mehr zu Wissen als der Markt. (siehe Effizienzmarkthypothese)
Allein durch diese Erkenntnis, wirst Du als passiver Investor langfristig besser abschneiden als die meisten Fondsmanager, wenn du in einen breit diversifizierten ETF investierst.
4. Vernachlässigung der Diversifikation
Warum diversifizieren so wichtig ist, steht schon in diesem Blogbeitrag. Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie essentiell eine ausreichende Diversifikation für die langfristige Geldanlage ist.
Vermeidungsstrategie
Auf ein breit (im Idealfall über Länder und Währungen hinweg) gestreutes Portfolio setzen. Im Idealfall mit einem ETF auf einen Index der die entsprechenden Kriterien erfüllt.
5. Unterschätzen von Kosten
Die Broker verlangen in der Regel sowohl das Kaufen, als auch das Verkaufen von Aktien oder ETF-Anteilen eine Gebühr, die oft nicht unerheblich ist.
Diese Gebühr schmälert vor allem bei häufigem Handeln die Rendite enorm. Daher kommt auch der Spruch: „Hin und Her macht Tasche leer!“
Vermeidungsstrategie
Führe dir diesen Spruch immer wieder vor Augen und handel entsprechend. Es wurde in mehreren Studien bewiesen, dass eine Buy and Hold Strategie mittels breit diversifiziertem ETF wesentlich erfolgreicher ist, als das ständige Handeln.
6. „Investmentpornographie“
Jeder, der sich einigermaßen für Wirtschaft interessiert, hat im Kiosk schon diverse Magazine gesehen, die sich mit dem Aktienmarkt beschäftigen.
Jede Woche wird in diesen Zeitschriften über neue Aktien geschrieben, die „ganz sicher enorme Renditen bringen“ oder von den „aktuellsten Geheimtipps“.
Niemand kann seriöserweise sagen, dass diese oder jene Aktie in absehbarer Zeit zu 100% in ihrem Wert steigt.
Auch wird in einer Woche über den bevorstehenden Crash geschrieben, um nächste Woche zu empfehlen, dass jeder Aktien kaufen soll, weil die Aussichten noch nie so gut waren wie jetzt.
Wenn diese Hefte nicht mit solchen Überschriften und Artikeln arbeiten würden, hätten sie keinen „Newswert“ und kaum jemand würde sie kaufen.
Vermeidungsstrategien
Fang gar nicht an diese Hefte zu lesen, zu kaufen oder gar nach den „brandneuen“ Infos zu handeln. Investiere dieses Geld lieber in gute Bücher, von denen wirst du wesentlich mehr profitieren.
Kaufe nur Aktien/ETFs bei denen Du dich wirklich wohl fühlst und nicht ausschließlich aufgrund von Empfehlungen von Menschen, deren Interessen du nicht kennst.
Wenn sie wirklich so viel wissen würden, wie sie es behaupten zu tun, hätten sie es gar nicht nötig dieses Wissen zu teilen, sondern könnten ganz einfach unglaublich reich werden.
7. Falsches Verstehen von Risiko
„Aktien sind nur hochriskante Spekulation!“, „Da verliert man am Ende doch eh nur sein Geld!“, „Das alles ist mir viel zu riskant!“, „Da spar ich das Geld lieber auf der Bank!“
All das sind Sätze die man von den meisten Menschen hören wird, wenn sie über Aktien sprechen. Natürlich ist kein einziger Satz von ihnen wahr!
„Das ist mir alles zu riskant!“ / „Ich will mein Geld nicht verlieren!“
Was passiert wenn man Aktien besitzt und die Kurse fallen? „Ist doch klar, ich verliere Geld!“.
Jein. – „Was ist denn das für eine blöde Antwort!“
Angenommen man kauft 10.000 Anteile von einem breit diversifiziertem ETF zum Kurs von jeweils 1€. Man besitzt dann also 10.000 Anteile im Wert von 10.000€.
Jetzt fällt der Kurs um 2%. Die 10.000 Anteile die wir noch haben, sind also nur noch 9.800€ wert.
„Eben, wir haben also 200€ verloren!“
Wir würden tatsächlich 200€ verlieren, wenn wir jetzt alles verkaufen würden.
Aber warum sollten wir unseren breit diversifizierten ETF verkaufen? Wir verfolgen ja die „Buy and Hold“ Strategie. Also halten wir die Anteile einfach, weil wir davon ausgehen, dass sich die Wirtschaft langfristig positiv entwickelt und wir somit profitieren können. Irgendwann geht es wieder nach oben.
Betrachen wir den Verlauf (Chart) eines breit diversifizierten Index, sehen wir, dass dieser langfristig nach oben geht. Natürlich sinken die Kurse immer wieder mal (manchmal auch sehr stark), dafür geht es danach noch stärker nach oben. Hier kannst Du dir beispielsweise den Chart des MSCI World Index anschauen.
„Da spar ich das Geld lieber auf der Bank!“
Gehen wir wieder von den 10.000 € aus, die wir oben investiert haben. Viele Menschen denken sich, dass es besser ist sein Geld auf die Bank zu legen. Vor Jahren war das auch keine schlechte Alternative. Da gab es ja teilweise auch noch ordentliche Zinsen.
Heute ist das nicht mehr so. Die Zinsen liegen momentan ziemlich nah bei 0%. Was man aber nicht vergessen darf: die Inflation liegt momentan bei 2%. Das bedeutet, dass die Kaufkraft von den 10.000€ Jahr für Jahr sinkt. Vereinfacht: Nächstes Jahr könnte man mit 10.000€ also nur noch Waren im wert von 9.800€ kaufen.
Viele Menschen legen also ihr Geld auf die Bank weil sie Angst davor haben, dass sie Geld „verlieren“ KÖNNTEN und denken aber nicht daran, dass sie auf der Bank jedes Jahr zu 100% Geld verlieren. – in diesem Zusammenhang von einem Sparbuch als sicherer Geldanlage zu sprechen, halte ich für falsch.
Vermeidungsstrategien
Es ist wichtig sich vor Augen zu führen, dass es sich bei Wertschwankungen von Aktien nur um „theoretische Verluste“ sogenannte „Buchverluste“ handelt, die erst real werden wenn man diese Aktien verkauft.
Als breit diversifizierende „Buy and Hold“-Investoren, vertrauen wir der Wirtschaft und gehen somit davon aus, dass die Kurse langfristig wieder steigen.
Zusätzlich hilft es auch sich vor Augen zu führen, dass Geld das (so gut wie) unverzinst auf der Bank liegt ganz sicher an wert verliert.
8. Nicht zu investieren
Wie man sieht, sind die meisten Fehler beim Investieren vermeidbar. Dennoch werden jedem Investor im Laufe seines Lebens kleinere Fehler passieren und das ist auch gut so. Nur durch diese Fehler kann man dazu lernen, wachsen und besser werden.
Der größte Fehler, den leider sehr viele Menschen begehen, ist es nicht zu investieren und das Geld auf dem Bankkonto liegen zu lassen, wo es von der Inflation nach und nach aufgefressen wird.
Zusammenfassung/Fazit
Hier die Fehler zusammengefasst:
- Gier
- Investition in Branchen/Modethemen
- Selbstüberschätzung
- Vernachlässigung der Diversifikation
- Unterschätzen von Kosten
- Handeln nach Tipps von der „Investmentpornographie“-Branche
- Falsches Verstehen von Risiko
- Nicht zu investieren
Ich hoffe, dieser Blogeintrag hat dein Wissen erweitert. Vielleicht beherzigst du den einen oder anderen Tipp von mir.
Was sind deiner Meinung nach die häufigsten Fehler von Investoren? Hast du vielleicht schon eigene Fehler beim Investieren gemacht? – Schreib es in die Kommentare! 🙂
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