Small Caps – Definition
Der deutsche Begriff für Small Caps ist “Nebenwerte”. Er stammt daher, dass diese nicht zu den bevorzugten Handelsobjekten gehören. Unternehmen zählen also zu den Small Caps, wenn ihre Aktien eine geringe Marktkapitalisierung haben.
Die Marktkapitalisierung, ist eine Möglichkeit, Unternehmen einzuteilen. Sie errechnet sich mit folgender Formel:
Marktkapitalisierung = Aktienkurs x Anzahl frei handelbarer Aktien
Anhand der Marktkapitalisierung werden die Unternehmen in vier Kategorien eingeteilt:
- Large Caps
- Mid Caps
- Small Caps
- Micro Caps
Zu welcher Kategorie ein Unternehmen zählt, ist eher schwammig definiert. Hier gibt es Unterschiede in der Definition. Häufig kann man davon lesen, dass Small Caps Unternehmen bis zu einem Börsenwert von ca. 500 Millionen bis 1 Milliarde sind.
Sind Small Caps eine gute Geldanlage?

Wir wissen jetzt was Small Caps sind. Aber handelt es sich dabei um eine gute Geldanlage?
Werfen wir einen Blick auf die Rendite und gehen danach auf das Risiko dieser Anlage ein.
Rendite von Small Caps
Um zu zeigen, wie sich die Rendite von Small Cap Aktien im Vergleich zu den Large Caps entwickelt hat, habe ich zwei Indizes verwendet. Der “MSCI World Index” ist einer der “Standardindizes” für passive Investoren. Dort sind nur Large Cap Unternehmen enthalten. Für Investoren, die in Small Caps investieren, spielt der “MSCI World Small Cap Index” eine wichtige Rolle.
Man kann nicht direkt in Indizes investieren. Aus diesem Grund ist es für den Vergleich sinnvoll zwei ETF zu vergleichen, die den „MSCI World Index“ bzw. den „MSCI World Small Caps Index“ abbilden.
- MSCI World ETF: iShares Core MSCI World UCITS ETF (Acc)
- MSCI World Small Caps ETF: SPDR MSCI World Small Cap USCITS ETF
Schauen wir uns die Entwicklung der beiden Fonds an. Da es den MSCI World Small Caps ETF erst seit dem 23. November 2013 gibt, ist das der Zeitpunkt, an dem der Chart beginnt.

In dem Vergleichszeitraum erzielte der MSCI World ETF eine Rendite von 129,09%, während die des Small Caps ETF bei 126,79% liegt. Die Rendite ist annähernd gleich.
Auch wenn man den Chartverlauf betrachtet, kann man mit Ausnahme von 2020 kaum größere Unterschiede feststellen.
Man sieht allerdings, dass Small Caps immer wieder eine (kleine) Überrendite erzielen können. Das kannst du beispielsweise in diesem Blogartikel von Gerd Kommer nachlesen. Dort findest du eine Tabelle, in der sich eine sogenannte “Small-Size-Prämie” von langfristig 3,5% findet.
Es ist also möglich, dass die Rendite eines Small Caps ETF etwas höher sein kann, als die eines „Standard ETF“.
Woran könnte das liegen? Was sind mögliche Gründe für die Outperformance?
Wachstumspotential
Für Small Cap Unternehmen spricht ein höheres Wachstumspotenzial. Das liegt daran, dass es schwieriger ist Umsätze zu steigern, wenn diese schon hoch sind. Aus diesem Grund flachen die Wachstumsraten großer Unternehmen ab.
Das ist einfach zu begründen. Stell dir ein Unternehmen vor, das Softdrinks verkauft und damit zehn Milliarden Euro Umsatz macht. Für eine Verdoppelung, müsste das Unternehmen 20 Milliarden Euro Umsatz machen.
Für eine Firma, die gerade begonnen hat Softdrinks zu verkaufen und im ersten Jahr 10.000€ Umsatz gemacht hat, würde eine Verdoppelung bedeutet, dass es im nächsten Jahr 20.000€ Umsatz erzielt werden müssten. Das ist wesentlich realistischer.
Schnellere Reaktion
Ein weiterer Vorteil, den kleinere Unternehmen haben, ist die Tatsache, dass sie schneller reagieren können. Die Mühlen in Milliardenkonzernen mahlen oft langsam. Hier gibt es viele verschiedene Führungsebenen, die Entscheidungen treffen müssen, bevor etwas passiert.
Bei Small Caps gibt es meist weniger Ebenen, auf der Entscheidungen getroffen werden. Die Entscheidungsfindung erfolgt also oft schneller.
Dadurch können kleinere Firmen häufig schneller auf unvorhergesehene Marktveränderungen reagieren, als ihre größeren Konkurrenten.
Risiko von Small Cap Aktien

Wie bereits erwähnt, gehen Investitionen in Small Cap Aktien mit einem erhöhten Risiko einher. Die Gründe dafür sind:
- höhere Volatilität
- unsichere Zukunft
- geringere Widerstandskraft
Gehen wir kurz auf jeden einzelnen der Punkte ein.
Volatilität (Kursschwankungen)
Unter Volatilität versteht man die Kursschwankungen einer Aktie. Diese können ziemlich heftig sein. Das ist der Grund dafür, dass die meisten Menschen Aktien meiden. Je stärker die Kurse schwanken, desto besser müssen die Nerven der Anleger sein.
Auch für den Vergleich der Schwankungen, habe ich die beiden ETFs von vorhin gewählt. Die entsprechenden Daten und Kennzahlen findest du bei extraETF.
MSCI World Small Caps ETF | MSCI World ETF | |
---|---|---|
Volatilität | 17,45% | 13,46% |
Maximaler Drawown | -30,02% | -21,08% |
In den letzten 5 Jahren, hatte der ETF, auf den MSCI World, eine Volatilität von 13,46 %. Demgegenüber lag diese Kennzahl für den MSCI World Small Caps ETF bei 17,45%. Ein Unterschied von 4%.
Neben der Volatilität, ist auch der maximale Kursrückgang („Drawdown“) für Anleger relevant. Wenn dieser zu groß ausfällt, bekommen es viele mit der Panik zu tun. Hier schneidet der MSCI World, mit einem maximalen Rückgang von -21,08%, besser ab. Der “maximal Drawdown” bei Small Caps ETF liegt bei -30,02%.
Vielleicht sagst du jetzt, dass der Unterschied nur bei 9 % liegt. Was bedeuten die sind 9 % in der Praxis?
Stellen wir uns einen Anleger vor, der schon eine ganze Weile in einen der beiden ETFs investiert und mittlerweile eine Anlagesumme von 100.000€ hat.
Wenn er in den “klassischen” MSCI World ETF investiert hätte, wären seine 100.000€ zeitweise auf 79.000€ gefallen. Ich kenne niemanden, dem das nicht zumindest ein bisschen weh tun würde.
Falls der Anleger sein Geld in den Small Caps ETF investiert hätte, wäre der Verlust noch größer. Der Wert seiner Anlage wäre auf 70.000€ geschrumpft. Das tut wohl noch mehr weh.
Halten wir fest, dass Small Caps stärker schwanken und ihr maximale Drawdown höher ist als bei größeren Unternehmen.
Unsichere Zukunft
Da es sich bei Small Cap Unternehmen häufig um Firmen handelt, die erst seit wenigen Jahren auf dem Markt sind, lässt sich deren Zukunft oft schwer abschätzen. Natürlich kann man auch bei Großunternehmen nicht in die Zukunft sehen. Aber denk an unsere voriges Beispiel. Welches Unternehmen wird es in zehn Jahren eher geben? Den Softdrink Konzern, der Milliardenumsätze macht, oder den kleineren Ableger?
Die Marktposition, die große Unternehmen inne haben, bietet ihnen und somit den Anlegern, eine gewisse Sicherheit. Natürlich ist aber auch diese nicht absolut.
Widerstandskraft
Abschwünge treffen Small Cap Unternehmen härter. Das hat z.B. damit zu tun, dass es für diese schwieriger ist Kredite zu bekommen, da sie über kein Geschäftsmodell verfügen, dass sich über lange Zeit bewährt hat. Wenn die kleinen Firmen sich Geld leihen möchten, erfolgt dies meist zu schlechteren Konditionen, als bei größeren.
Wie stark werden Small Cap Aktien von einer Krise getroffen?
Auch für die Beantwortung dieser Frage, möchte ich die vorigen ETFs verwenden. Der „Corona-Crash“ aus dem Jahr 2020, dürfte Menschen, die sich mit der Börse beschäftigen, noch gut in Erinnerung sein. Wir haben sich die beiden ETFs im Jahr 2020 entwickelt?

Die blaue Linie spiegelt die Entwicklung des Small Cap ETFs wider. Die orange Linie, zeigt den MSCI World ETF. Am Ende des Jahres, erzielten beide eine Rendite, die nahezu ident ist.
Was man in dem Chart aber sehen kann ist, dass die Krise die Small Caps wesentlich stärker getroffen hat. Auch deren Erholung hat länger gedauert.

In dieser Abbildung kannst du die maximalen Drawdowns sehen. mittlerweile dürfte es dich kaum überraschen, dass dieser bei den Small Caps deutlicher ausfällt. Der am Tiefpunkt hatte der MSCI World ETF ein Minus von 33,8%. Die 100.000€ von Vorhin wären also auf 67.000€ geschrumpft.
Bei den Small Caps ist das Ganze noch dramatischer. Dort lag der Tiefpunkt bei -40,2%. In dem Fall würden nur noch 60.000€ übrigbleiben.
Investieren in Small Caps

Wie bei allen Aktien gilt auch für Investitionen in Small Caps, dass Anleger Geduld mitbringen müssen. Ich muss dich leider enttäuschen. Das schnelle Geld, bieten auch diese Unternehmer nicht. Zumindest nicht langfristig.
Wie bei den großen Unternehmen, gibt es zwei Möglichkeiten für eine Investition:
- Aktives Investieren
- Passives Investieren
Schauen wir uns an, ob es sinnvoll ist, direkt in Aktien von Small Caps zu investieren, oder ob es besser ist, einen ETF zu verwenden.
Aktiv in Aktien von Small Caps investieren
Wenn du meinen Blog schon eine Zeit verfolgst, weißt du, dass ich viel wert auf Wissenschaft lege. Auch bei der Geldanlage. Deshalb lege ich, auch wenn ich Einzelaktien besitze, den Großteil meines Vermögens passiv an.
Bei Small Caps würde ich definitiv vom aktiven Investieren abraten. Das liegt daran, dass die meisten Unternehmen, die in diese Kategorie fallen, relativ jung sind. Junge Unternehmen bringen folgende Eigenschaften mit, die aktive Investments erschweren:
- ungenügende Historie
- unsichere Zukunft
- schwierige Einschätzung, ob die gemachten Prognosen realistisch sind
- klassische Kennzahlen oft nicht verwendbar
Für den kleinen Privatanleger ist es darüber hinaus oft schwierig, an Informationen zu kommen. Die Unternehmen sind eher gewillt den Fondsmanagern ausführliche Auskünfte zu geben, weil sie auf deren Geld für die Finanzierung von Wachstum angewiesen sind.
Die Diversifikation nimmt hier einen besonders hohen Stellenwert ein, da das Risiko für ein Fehlinvestment (und den Totalverlust) bei Aktien von Small Caps besonders groß ist.
Du solltest also unbedingt darauf achten, breit genug zu streuen. Am besten über Länder, Branchen, Währungen und Geschäftsmodelle.
Passiv in Aktien von Small Caps investieren
Gerade bei Small Caps ist es sinnvoll, in einen ETF zu investieren, anstatt aktive Einzelaktien auszuwählen. Hier solltest du ebenfalls auf die Diversifikation achten und auf die anderen Kriterien, die ein ETF erfüllen sollte.
„Wenn du in Small Caps investieren möchtest, ist es sinnvoll die passive Strategie mit einem ETF zu wählen.“
Einer der bekanntesten Indizes, der von ETFs mit Small Cap Schwerpunkt abgebildet wird, ist der oben erwähnte MSCI World Small Cap Index. Im Factsheet kann man dessen Anlagestrategie nachlesen: “Der MSCI World Small Cap Index bildet Small Caps aus 23 Ländern der Developed Markets (DM) ab. Mit 4.269
Konstituenten deckt der Index etwa 14% der um den Streubesitz bereinigten Marktkapitalisierung in jedem Land ab.”
Mit einem ETF auf diesen Index investierst du gleichzeitig in über 4.000 Unternehmen, aus 23 Ländern. Eine so umfangreiche Diversifikation lässt sich mit Einzelaktien kaum erreichen. Zumindest nicht mit einem ähnlichen Zeitaufwand.
Natürlich gibt es auch andere Indizes, über die du in Small Caps investieren kannst. Wie so häufig ähneln sich die verschiedenen Produkte sehr und letzten Endes ist es eine Geschmacksache welchen Anbieter man bevorzugt. Ich gebe ausdrücklich keine Empfehlung ab, welches Index du wählen solltest.
Fazit
Eine Investition, in Aktien von Small Caps, bietet möglicherweise höhere Renditen als ein “klassisches” Investment in Large Cap Unternehmen. Gleichzeitig sind hier die Risiken größer. Deshalb eignen sich diese Unternehmen, meiner Meinung nach, als Depotbeimischung für erfahrene Anleger, die bereit sind höhere Risiken einzugehen. Eine Investition in einen ETF, der Small Caps abbildet, kann sinnvoll sein, ist aber sicherlich kein Muss. Ich selbst investiere zum aktuellen Zeitpunkt übrigens nicht in Small Caps.
Für aktive (Klein-)Anleger ist es oft schwierig, an genügend Informationen zu kommen, um ein Small Cap Unternehmen zu bewerten. Auch die klassischen Kennzahlen, die für die Analyse eines Unternehmens angewandt werden, sind hier häufig nicht einsetzbar.
Deshalb sollten Anleger, die in Small Cap Aktien investieren möchten, die passive Variante bevorzugen. Hier ist die Diversifikation meist auch besser als bei Einzelinvestments.
Wichtig ist, dass du dir klar machst, dass es auch hier nicht das schnelle Geld gibt. Wer in Aktien investiert, muss einen langfristigen Anlagehorizont, Kursschwankungen aushalten und realistische Renditeerwartungen haben.
Liebe Grüße,
Philipp
Disclaimer: KEINE ANLAGEBERATUNG ODER EMPFEHLUNG: Die vom Autor dieses Artikels behandelten, ETFs, Fonds, und weitere Anlageformen, sind immer mit Risiken behaftet. Alle Texte sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung dar. Sie wurden nach bestem Wissen und Gewissen aus öffentlich zugänglichen Quellen übernommen. Alle zur Verfügung gestellten Informationen (Gedanken, Prognosen, Kommentare, Hinweise, Ratschläge, etc.) dienen allein der Bildung und der privaten Unterhaltung.
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