PHInanzielle Freiheit

Passives Investieren – „Buy and Hold“

Passives Investieren. Noch nie gehört? Dann solltest du dir diesen Artikel unbedingt durchlesen, denn diese Strategie ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft die überlegenste Möglichkeit um Geld anzulegen. Was das ist, wie und vor allem warum es funktioniert erfährst du in diesem Blogartikel.

Wie passiv ist passives investieren?

„Wenn man passiv ist, dann macht man ja gar nichts, oder?“, „Wenn ich gar nichts mache und mich gar nicht mit meinen Investitionen auseinandersetze, dann kann ich doch beim Investieren nur Geld verlieren, oder?“
„Passiv“ ist hier leider leider wirklich ein bisschen unglücklich gewählt. Ganz passiv funktioniert das Ganze natürlich nicht. Auch mit dieser Form der Geldanlage muss man sich beschäftigen, wenn auch weit weniger als mit der aktiven.
Aber was macht man da eigentlich genau?

ETF Auswahl – „aktive Passivität“

Beim passiven Investieren wählt man, im Idealfall, am Anfang einen, möglichst günstigen, ETF, der einen Index möglichst genau nachbildet (wie das funktioniert wird in den nächsten beiden Blogbeiträgen behandelt), aus und investiert in diesen.
So ist man in der Lage in einen ganzen Index und nicht nur in einzelne Aktien zu investieren.
Wie man einen ETF auswählt und kauft, erkläre ich in einem anderen Blogbeitrag.

Man kann sich aber auch für einen aktiven Fonds entscheiden. Hier investieren die Anleger ihr Geld und ein Fondsmanager kauft damit einzelne Aktien, mit dem Ziel den Markt zu schlagen. Aktiv gemanagte Fonds sind in der Regel aber, wenn man sich die jährlichen Gebühren ansieht, teuerer als ETFs, weil der Fondsmanager und sein Team bezahlt werden müssen.

Markteffizienz

Warum zahlen wir nicht ein bisschen mehr Geld in einen aktiven Fonds ein, der dann besser ist als der Markt?

Mittlerweile gibt es unzählige Studien darüber, dass die meisten aktiven Fonds nicht in der Lage sind den Markt über einen längeren Zeitraum zu schlagen.

Dazu kommt auch, dass sogar die Fondsmanager, die in den letzten Jahren gut waren, oft nicht in der Lage sind, diese Performance zu halten. Also können wir leider auch nicht einfach in einen Fonds investieren, der in den letzten Jahren erfolgreich war.

Hier darf natürlich nicht vergessen werden, dass der Fonds in Wahrheit deutlich besser sein muss als der Markt, weil man hier auch noch jährliche Kosten für den Fondsmanager und sein Team hat. Diese Kosten können teilweise bis zu 3% betragen. Verglichen mit einem passiven ETF, der zwischen 0,1 und 0,5% kostet, ist das relativ viel.

Ein Grund warum diese Überrendite nicht über längere Zeiträume möglich ist, liegt in der sogenannten „Effizienzmarkthypothese“.
Diese besagt, dass in effizienten Finanzmärkten alle Teilnehmer des Marktes zu jedem Zeitpunkt den gleichen Stand an Informationen haben und rationale Entscheidungen treffen. Wenn alle das Gleiche über die Aktien wissen, ist es niemanden möglich eine jahrzehntelang überdurchschnittliche Rendite zu erzielen.
Hier wird also davon ausgegangen, dass alle der Öffentlichkeit verfügbaren, Informationen bereits in den aktuellen Aktienkurs „eingepreist“ sind.

Andere Gründe habe ich schon in meinem Artikel über das aktive Investieren angeführt.

„Buy and Hold“ – Zauberformel für passive Investoren

An dem Satz „Buy and Hold“ wird mal als passiver Investor nicht herumkommen. Das ist der wichtigste Grundsatz der passiven Geldanlage. Aber was bedeutet er genau?

Die Idee, die dahinter steckt, ist, dass man sich einmal (möglichst früh) für einen (oder mehrere verschiedene), möglichst breit diversifizierten ETF entscheidet und in diesen regelmäßig investiert. Die Diversifikation ist hier so wichtig, weil die Anteile dann für einen sehr langen Zeitraum gehalten werden sollen.

Was passiert wenn ein Börsencrash kommt?“ – Nichts, wir bleiben cool und halten unseren ETF ohne etwas zu verkaufen!

„Nicht verkaufen wenn das Zeug an wert verliert? Da musst du dich jetzt aber vertippt haben!“
Ich hab mich nicht vertippt und Du hast dich nicht verlesen.

Die meisten Menschen denken bei Aktien an ein ständiges Handeln. Das wird ihnen auch von Börsenzeitschriften, oder den Nachrichten suggeriert und nützt den Banken (die erhalten für das Handeln Gebühren) und den Medien (Schlagzeilen über Börsencrashs verkaufen sich einfach besser), ist aber im Endeffekt schlecht für unsere Rendite, deshalb machen wir das anders.

Der Plan hier ist, dass wir nicht die ganze Zeit kaufen, verkaufen und dann wieder kaufen, so sparen wir unter anderem einen großen Teil der Ordergebühren (siehe oben) und das ganze hat auch steuerliche Vorteile.

Regelmäßig kommt es zu kleineren und größeren Börsencrashs und zum platzen von „Blasen“. Das ist uns aber egal, weil wir langfristig investieren. Nach einem Crash, geht es nämlich immer wieder nach oben (nach der letzten Finanzkrise hat es circa 2 1/2 Jahre gedauert) bis der MSCI World (1600 Unternehmen aus 23 Ländern) den Wert vor dem Crash, der eine Finanzkrise ausgelöst hat, erreicht hat. (Wenn sich jemand den Verlauf dieses Index anschauen will, kann er das hier machen).
„Zwei Jahre – so lang?“ – Kommt immer auf den Betrachtungsstandpunkt an. Wenn wir früh damit beginnen unser Geld zu investieren (sagen wir mit 25), haben wir immerhin 40 Jahre (bis zur Pension) oder sogar darüber hinaus Zeit. Also brauchen wir uns über diese zwei Jahre keine Gedanken machen.

Der passive Anleger geht also davon aus, dass die Kurse von Aktien auf lange Sicht steigen und interessiert sich nicht für das kurzfristige Handeln. Deshalb ist er nicht an dem durchgehenden Kaufen und Verkaufen (und schon gar nicht an den damit verbundenen Transaktionsgebühren) interessiert, sondern hält bleibt „seinem“ ETF in guten wie in schlechten Zeiten treu.

Steuern – „Wie zahlen wir möglichst wenig?“

Ein wichtiger Punkt bei den Kosten von aktiven und passiven Investments, ist die Steuer die auf die Gewinne gezahlt werden muss (circa 25%, je nachdem wo man lebt) , sobald man diese realisiert (also Aktien verkauft).

Hier gibt es aber einen wichtigen Unterschied den ich anhand von einem Beispiel aus dem Buch „Souverän Investieren mit Indexfonds & ETFs“* von Gerd Kommer veranschaulichen möchte:

Quelle: Kommer, Gerd: Souverän Investieren mit Indexfonds & ETFs, 4., aktualisierte Aufl., Campus Verlag, Frankfurt/New York 2015, S. 264
p.a. bedeutet: pro Jahr

Annahmen die in dieser Tabelle gemacht werden:
Zu Beginn werden einmalig 100€ investiert. Die Gesamtrendite beträgt für beide Anleger 8,5%. Der Buy-and-Hold-Anleger realisiert die Kursgewinne (verkauft die Aktien) erst am Ende der in der obersten Zeile genannten Zeit, der aktive Anleger verkauft die Aktien einmal im Jahr.

Was sagt uns das?
Das lange Halten von Aktien bringt, langfristig, einen enormen steuerlichen Vorteil mit sich der auf keinen Fall vernachlässigt werden darf.
Normalerweise wäre der Vorsprung noch größer, wenn man die ganzen Transaktionskosten die ein aktiver Anleger hätte (er muss ja jedes Jahr Ordergebühren zahlen) berücksichtigen würde.

„Glaubt der 23 jährige wirklich, dass er Recht hat und der Großteil der Anleger nicht?“

Ja. Die oben angeführten Punkte und die negativen Aspekte des aktiven Investierens, lassen meiner Meinung nach kaum andere Schlüsse zu. – ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren und bin gespannt auf Kommentare oder eMails zu dem Thema!

„Angenommen der 22-jährige hat Recht. Wieso investieren dennoch so viele Menschen ihr Geld aktiv?“
Für mich liegt das an folgenden Gründen: Herausforderung/Ehrgeiz, Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, einseitiger Wahrnehmung, dem Bedürfnis zu Zocken und Gier.
Diese Punkte sind vor allem aus psychologischer Seite sehr spannend, deshalb muss ich mich damit noch ein bisschen befassen, bevor ich ausführlicher darüber schreibe und meine Vermutungen auch einigermaßen „belegen“ kann.
Irgendwann kommt aber ganz bestimmt ein Artikel dazu.

Zusammenfassung/Fazit

  • Beim passiven Investieren, investierst du in einen möglichst günstigen und breit diversifizierten ETF.
  • Anteile an dem ETF hältst du „für immer“, auch wenn der Markt sich mal nach unten bewegt.
  • Fondsmanager sind meist nicht in der Lage den Markt über lange Zeiträume hinweg zu schlagen.
  • Durch passives Investieren sparst du Steuern.
  • Passives ist dem aktiven Investieren auf lange Sicht überlegen.

zum Abschluss dieses Artikels möchte ich noch Charles D. Ellis (amerikanischer Investment Berater) zitieren:

Der Aktienmarkt ist auf Kurze Sicht irritierend und faszinierend. Auf lange Sicht, ist er fast langweilig zuverlässig und vorhersagbar.

Charles D. Ellis

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31 Antworten

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