PHInanzielle Freiheit

Mit einem Kredit in Aktien und ETFs investieren

Investieren auf Kredit
Ist es eine gute Idee, die niedrigen Zinsen zu nutzen, um einen Kredit aufzunehmen und zu investieren? In diesem Artikel geht es um diese Frage, den Hebeleffekt und um die Risiken einer Investition auf Kredit.

Die Idee hinter dem Investieren mit einem Kredit ist relativ einfach. Stell dir vor, du könntest einen Kredit für zwei Prozent nehmen, mit dem Geld investieren und eine Rendite von 10% erzielen. Du würdest so, nach Abzug der Kreditzinsen, eine Rendite von 8% erzielen. Der „Hebeleffekt“ würde dir dabei helfen, dein Vermögen schneller zu steigern, als dies ohne Kredit der Fall wäre. Ich werde kurz auf diesen Effekt eingehen, bevor wir uns mit der Frage beschäftigen, ob investieren auf Kredit eine gute Idee ist.

Der Hebeleffekt

Wenn du eigenes Geld investierst, bist du immer „limitiert“. Dir bleibt schließlich nur ein gewisser Betrag übrig, den du für deine Investments verwenden kannst.

Durch einen Kredit kannst du den Betrag für die Investitionen erhöhen. Du „hebelst“ dein Kapital damit also nach oben.

Zur Vereinfachung ein Beispiel dazu:
Nehmen wir an du investierst 1.000€ und macht 10% Rendite im Jahr. Dein Gewinn liegt dann bei 100€. Um es einfach zu halten, lassen die die Steuer hier außen vor.

Stell dir jetzt vor, du könntest einen Kredit mit Zinssatz von 1% zum investieren aufnehmen.
Wieder verwendest du 1.000€ aus der eigenen Tasche. Dazu leihst du dir aber noch 9.000€ aus. Du kommst damit auf eine Investitionssumme von 10.000€, die du investieren kannst. Wenn du auf diese eine Rendite von 10% (1.000€) erzielst, hast du am Ende des Jahres 11.000€. Jetzt musst du 9.000€ zurückzahlen. Bleiben also noch die ursprünglich investierten 1.000€ und 1000€ Rendite. Natürlich müssen wir auch die Zinsen, für die 9.000€ die wir uns ausgebohrt haben, berücksichtigen. 1% von 9.000€ sind 90€. Die müssen wir von der Rendite abziehen. Damit liegt die absolute Rendite am Ende bei 910€.

Klassische InvestitionInvestition mit Hebel
Eigenkapital1.000€1.000€
Fremdkapital0€9.000€
Investitionssumme1.000€10.000€
Rendite 100€ (10%)1000€ (10%)
Zinsen für Fremdkapital0€90€ (1%)
Rendite nach Zinsen100€ (10%)910€ (91%)

Durch den Hebeleffekt hätten wir, gegenüber einer „klassischen“ Investition, einen deutlichen Vorsprung von über 800€. Die Rendite des „klassischen“ Investments liegt bei 10%, während die Rendite des „Hebelinvestments“ bei 91% liegt.

Werfen wir einen Blick darauf, welche Möglichkeiten es für einen Kredit gibt, bevor wir uns mit der Frage beschäftigen, ob es einen Haken gibt.

Möglichkeiten um mit einem Kredit zu investieren

Es gibt einige Methoden, um an einen Kredit zu kommen und das dadurch erhaltene Geld in Aktien zu investieren. Die zwei gängigsten Möglichkeiten sind der Privatkredit und der Wertpapierkredit. Die beiden unterschieden sich in einigen Punkten, die entscheidend für das Risiko sind.

Privatkredit

Hier handelt es sich um den Klassiker. Man leiht sich einen Betrag X und muss diesen zusammen mit den angefallenen Zinsen zurückzahlen.

Solange die Rendite der Investitionen über den Zinsen des Kredits liegt, ist alles gut. Es wird allerdings problematisch, wenn die Rendite unter den Kreditzins fällt. In dem Fall fängt man nämlich an, Geld zu verlieren. Je nach Konditionen des Kredits kann dieser Verlust ziemlich schmerzhaft sein.

Wertpapierkredit

Bei einem sogenannten Wertpapierkredit hinterlegt man die eigenen Wertpapiere als Sicherheit. Dafür bekommt man verhältnismäßig gute Konditionen.

Meistens wird der aktuelle Wert der Wertpapiere allerdings nicht zu 100% als Sicherheit akzeptiert, sondern nur mit Abschlägen die häufig 50-60% betragen. Wenn du also ein Depot mit 10.000€ hast, hat es nur einen „Beleihungswert“ von 5.000€. Damit sichert sich die Bank gegen mögliche Kursrückgänge ab.

Auch wenn die Konditionen etwas besser, als beim klassischen Kredit sind, muss man aufpassen. Das Risiko ist nämlich größer.

Wer einen Wertpapierkredit nutzt, um den Hebeleffekt auf seine Investitionen wirken zu lassen, kann seine Gewinne vervielfachen. Gleichzeitig können aber auch Verluste entsprechend höher ausfallen. Warum ist das so?

Wie du sicherlich weißt, schwankt der Wert von Aktien immer wieder. Ein Kursrückgang ist bei einem Wertpapierkredit besonders problematisch. Dadurch sinkt nämlich der Wert der Wertpapiere, die man als Sicherheit hinterlegt hat. Mit diesem Wert sinkt auch der Kreditrahmen.

Wenn der Kreditrahmen unter die genommene Kreditsumme fällt, verlangen die Banken eine Kompensation. Das Ganze nennt man „Margin Call“.
Oft fallen zunächst hohe Überziehungszinsen an und Anleger werden aufgefordert, die Kreditsumme innerhalb einer sogenannten „Rückführungsfrist“ an den erlaubten Rahmen anzugleichen. Die Dauer dieser Rückführungsfrist hängt von der Vereinbarung im Darlehensvertrag ab.

Für den Ausgleich haben Anleger drei Möglichkeiten:

  • Verkauf von Wertpapieren um Teile des Kredits zu tilgen
  • Einbringung weiterer Wertpapiere als Besicherung, um den Kreditrahmen zu erhöhen
  • Verwendung von Bargeld um Teile des Kredits zu tilgen

Ein weiteres Problem ist, dass Wertpapierkredite keine Zinsbindung haben. Damit ist es jederzeit möglich, dass die Zinsen für diesen Kredit steigen können. Gerade in einer Phase mit vermehrten Kursschwankungen neigen Banken dazu den Kreditzins zu erhöhen, beziehungsweise die Beleihungsquote der Wertpapiere zu reduzieren. Das kann für Anleger bedeuten, dass sie hohe Nachzahlungen leisten müssen.

Kurz zusammengefasst: Wenn das Depot im Wert fällt, sinkt dessen Wert als Sicherheit für den Kredit. Wenn der Wert die Kreditsumme unterschreitet, kommt es oft zu teuren Nachzahlungen für den Anleger.
Wertpapierkredite haben somit ein hohes Risiko.

Das Problem beim Investieren mit Kredit

Die Aufnahme eines Kredites, um das Kapital zu hebeln ist eine gute Idee, wenn man sicher ist, dass die Kurse weiter steigen.

Genau aus diesem Grund, sind Kredite nie eine gute Idee, wenn man in Aktien oder ETFs investieren möchte. Man kann nämlich NIE wissen, wie sich die Aktien in der näheren Zukunft entwickeln.

Man weiß zwar, dass die langfristige Rendite von einem gut diversifizierten Aktienportfolio bei circa 7% liegt, allerdings machen Aktien auf kurze Sicht was sie wollen. Damit sind ihre Kursentwicklungen völlig unvorhersehbar. Als langfristiger Anleger ist das kein Problem, da man Verluste einfach „aussitzen“ kann. Eine Bank, bei der man einen Kredit genommen hat, nimmt aber bei der Rückzahlungsforderung keine Rücksicht darauf, ob es gerade günstig für den Kreditnehmer ist. Sie möchte ihr Geld zurück und wartet damit nicht, bis die Kurse steigen.
Wenn man auf Kredit investiert, um einen Hebeleffekt auf das Kapital zu erzielen, nimmt man sich als Anleger die Möglichkeit Kursrückgänge aussitzen zu können.

Dazu kommt auch noch, dass wir unser Geld so anlegen möchten, dass wir uns nicht die ganze Zeit sorgen darüber machen müssen. Gerade wenn man den Hebeleffekt beim investieren nutzt, erzeugt das einen enormen psychologischen Stress.
Beim Investieren sollten wir rationale Entscheidungen treffen. Dabei steht uns Stress im Weg.

Abgesehen davon spricht noch etwas gegen die Aufnahme eines Kredites zum Investieren. Steuerlich gibt es hier nämlich ebenfalls einen Nachteil.
Gewinne aus Aktien müssen entsprechend der Kapitalertragssteuer versteuert werden. Gleichzeitig kann man die Kreditzinsen, aber nicht von der Steuer absetzen, wodurch sich das Risiko für den Anleger weiter erhöht.

Fazit

Ich stehe einer Kreditaufnahme, um mit Hebeleffekt investieren zu können, kritisch gegenüber. Meiner Meinung nach übersteigt das Risiko, die Chancen deutlich.

Bei der Aufnahme von Krediten um Aktien zu kaufen, geht es meiner Meinung nach hauptsächlich um Gier. „Warum 1.000€, wenn man 10.000€ haben kann?“ – Stimmt! Solange es gut geht.
Wenn es blöd läuft, zerstört man mit dieser Herangehensweise aber seine finanzielle Existenz.

Warum soll man ein gutes und zufriedenstellendes Leben riskieren, nur um „noch“ mehr Gewinne zu erzielen?

Was denkst du über die Aufnahme von Krediten, um den Hebeleffekt beim Investieren am Kapitalmarkt zu nutzen? Ich freue mich auf deine Antwort in den Kommentaren.

Liebe Grüße,
Philipp

Disclaimer: KEINE ANLAGEBERATUNG ODER EMPFEHLUNG: Die vom Autor dieses Artikels behandelten, ETFs, Fonds, und weitere Anlageformen, sind immer mit Risiken behaftet. Alle Texte sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung dar. Sie wurden nach bestem Wissen und Gewissen aus öffentlich zugänglichen Quellen übernommen. Alle zur Verfügung gestellten Informationen (Gedanken, Prognosen, Kommentare, Hinweise, Ratschläge, etc.) dienen allein der Bildung und der privaten Unterhaltung.

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2 Antworten

  1. Hey Philip,

    meiner Meinung nach ist die „emotionale“ negative Assozierung von Krediten als boese in hoechstem Masse von der Gesellschaft gepraegt und hat keine realen Gruende.

    So wie illegale Drogen boese sind aber Alkohol als legale Droge akzeptiert wird, auch wenn du gesundheitlichen Schaeden, Tote (Leberschaeden, betrunken Autofahren/Unfaelle) und sozialen Spaetfolgen (zerruettete Familien von Alkoholikern) von Alkohol so viel schwerwiegender sind als Heroin, Crystal etc. (in den absoluten Zahlen und an volkswirtschaftlichen Schaden).

    Warum ist die Verschuldung auf 20 Jahre plus fuer ein Hauskredit, bei dem nach 10 Jahren die Zinsbindung aufhoert und ihn damit hoch risikoreich macht gesellschaftlich akzeptiert, genauso Unternehmertum, wo allein durch die Aufnahme von Fremdkapital expandiert wird?
    Wenn ich aber als Inverstor in gewissen Rahmen meine Gewinne helbel, natuerlich immer mit Risiko verbunden, denn es gibt kein Leben ohne Risikio, auch wenn der Deutsche ein Vollkaskoversicherungsleben wuenscht, dann bin ich der gierige boese Spekulant?

    Ich hab seit 2018 angefangen einen Konsumkredit aufzunehmen, wo ich dann 25K in Aktien investiert habe. Zudem nutze ich meinen Wertpapierkredit regelmaessig wenn mir Naked (also nicht mit Geld gedeckte) Short Puts eingebucht werden.

    Das wichtigste ist Moneymanagement (genauso wie bei Pokern, das auch kein Gluecksspiel ist, obschon der Volksmund anderes verkuendet).
    Also die Margin nur soweit ausreizen, dass ich bei einem Margincall eben nicht mein Depot zerstoere.

    Zudem habe ich zwei Depots, eines mit ETFs und eines mit Aktien und Aktienoptionen. Wenn wirklich alles gegen mich laeuft, wuerde das Aktien/Optionendepot auf 30% zusammenstrumpfen, vielleicht auch gegen Null gehen, was aber hoechst unwahrscheinlich. Dann bin ich zwar um Jahre fuer meine Kapitalbildung zurueckgeworfen, bin aber wegen meines ETF Depots eben nicht ruiniert.

    1. Hallo,

      danke für dein Kommentar. 🙂

      Prinzipiell würde ich dir zustimmen, dass die negative Assoziierung von Krediten ein Problem ist. Generell stehe ich Krediten nicht skeptisch gegenüber.

      Als Mediziner muss ich dir bei deinem Vergleich mit Drogen allerdings widersprechen. Selbstverständlich sind die Auswirkungen von legalen Drogen keinesfalls zu vernachlässigen. Da bin ich ganz bei dir. Ein Vergleich in absoluten Zahlen mach hier aber definitiv keinen Sinn. Aufgrund des Verbots mancher Suchtmittel ist die Hemmschwelle wesentlich höher diese zu konsumieren. Auch die Beschaffung von Heroin gestaltet sich schwieriger, als die eines Bieres.
      Deswegen machen nur relative Vergleiche Sinn. Wenn man Menschen die abends ein Bier trinken mit Menschen vergleicht, die abends Heroin oder Crystal konsumieren, wird schon deutlich, dass diese illegalen Substanzen bei einem weit größerem Anteil zu erheblichen Problemen führen. Wie gesagt: Ich möchte die schädliche Wirkung von Alkohol und Zigaretten keinesfalls herunterspielen, sondern nur den Vergleich in ein richtiges Licht rücken.

      Nach dem kurzen Exkurs aber wieder zurück zum Thema, um das es hier wirklich geht.

      Du hast Recht. Mit einem Kredit für ein Haus wird häufig ein Risiko eingegangen, dass gesellschaftlich unterschätzt wird. Wenn hier etwas gravierend schief läuft, kann einen auch dieser Kredit ruinieren. Hier hat man zumindest eine Immobilie, die man schlimmstenfalls verkaufen kann.

      Bei einem Unternehmer, der sich Fremdkapital in einer gewissen Höhe beschafft, gehe ich davon aus, dass er das im Rahmen einer GmbH oder einer ähnlichen Struktur macht. In dem Fall ist das Privatvermögen geschützt, was bedeutet, dass das Risiko, sich mit diesem Kredit finanziell selbst zu zerstören eher gering ist. Genau hier gibt es einen bedeutenden Unterschied zum privaten Investor, der den Hebeleffekt nutzen möchte. Wenn man hier Fehler macht oder es übertreibt, haftet man sehr wohl mit seinem Privatvermögen.

      Nachdem du regelmäßig Wertpapierkredite aufnimmst, gehe ich davon aus, dass du diese nur kurzfristig einsetzt. In meinem Artikel geht es aber um langfristige Investitionen. Um sich für diese Geld zu beschaffen, halte ich Wertpapierkredite für kein besonders gutes Mittel. Warum ich das so sehe, habe im im Artikel erläutert.

      Du scheinst dir Gedanken zu machen und kalkulierte Risiken einzugehen, die für dich in Ordnung sind. Solange du weißt was du tust und dir über die Risiken bewusst bist („Rückwurf der Kapitalbildung um Jahre“), ist das natürlich vollständig in Ordnung. Wie das Verhältnis vom gehebelten Anteil zum nicht-gehebelten ist, weiß ich leider nicht. Auch habe ich keinerlei Kenntnis über das Verhältnis zwischen Aktien- und ETF-Depot. Daher lassen sich deine Aussage für mich nicht nachvollziehen.
      Trotzdem hoffe ich, dass du mit deiner Strategie gut fährst und es zu keinen gröberen Rückschlägen für dich kommt! 🙂

      Alles Gute und liebe Grüße,
      Philipp

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