Lass mich mit zwei Zitaten beginnen:
- „Geld macht nicht glücklich!“ – Unbekannte Quelle
- Oscar Wilde: „Als ich klein war, glaubte ich, Geld sei das Wichtigste im Leben. Heute, da ich alt bin, weiß ich: Es stimmt.“
Die beiden Zitate widersprechen sich doch etwas. Grund genug dafür, einen Blogartikel darüber zu schreiben und auf die Frage einzugehen, ob Geld glücklich macht oder nicht.
In diesem Artikel werden wir uns mit folgenden Fragen beschäftigen:
- Wie viel Geld braucht man um glücklich zu sein?
- Macht mehr Geld glücklicher?
- Gibt es einem Punkt, ab dem Geld das Glück nicht steigert?
- Kann man zu viel Geld haben?
Easterlin-Paradox
Eine Antwort auf die Frage, ob Geld glücklich macht, findet man im sogenannten Easterlin-Paradox.
Der Namensgeber des Paradoxes ist Richard Easterlin. Er führte eine Studie zur empfundenen Lebenszufriedenheit über einen Zeitraum von 25 Jahren durch. In dieser Zeit hast sich das Einkommen fast verdoppelt. Dennoch gaben die Menschen aber nicht an, zufriedener zu sein.
Das Easterlin-Paradox besagt also, dass ein höheres Einkommen, nicht zwingend zu einer gesteigerten Zufriedenheit führt.
Lottogewinn
Das Geld nicht glücklicher macht, zeigt sich auch an Studien, die das Glück von Lottogewinnern untersucht haben. Die Auswirkungen eines Lottogewinns auf die Zufriedenheit werden häufig überschätzt.
Über die ersten zwei Jahre zeigt sich zwar, dass das Glück rasch ansteigt und auf einem höheren Niveau verbleibt. Danach kommt es aber zu einem Knick. Das Glücksgefühl nimmt wieder ab.
Die Ursache dafür ist die sogenannte „hedonistische Anpassung“. Klingt vielleicht kompliziert, ist aber schnell erklärt. Unter der hedonistischen Anpassung versteht man die Gewöhnung an den Luxus, der in weiterer Folge kein Glück mehr bringt.
Das führt sogar zu einem Nachteil. Die Ansprüche steigen durch die Gewöhnung weiter an. Man braucht also immer mehr Geld, um sich noch mehr leisten zu können. Durch die immer weiter steigenden Ansprüche, wird man auf mehrere Lottogewinne angewiesen sein, um sein Glück stetig steigern zu können. Es ist schon unwahrscheinlich einmal den Hauptgewinn im Lotto zu machen. Ein zweites Mal wird es wohl sicher nichts werden.
Mehr Geld alleine macht also nicht unglücklich. Es erhöht aber die eigenen Ansprüche. Dadurch fällt es vielen Menschen schwer, mit den „einfachen“ Dingen zufrieden zu sein.
Wann macht Geld glücklicher?
Es ist nicht so, dass Geld überhaupt nicht glücklich macht.
Es ist nicht so, dass Geld überhaupt nicht glücklich macht. Eine Studie, die sich mit Geld und Glück auseinandersetzt kommt zu folgendem Schluss: Es gibt eine Gruppe von Menschen, deren Glück tatsächlich durch mehr Geld ansteigt. Dabei handelt es sich um Menschen, die am Existenzminimum leben.
Durch ein höheres Vermögen, wird ihnen ein sorgenloserer Alltag ermöglicht. Sie müssen sich nicht mehr täglich den Kopf darüber zerbrechen, wie sie ihre Rechnungen, oder ihre Miete bezahlen müssen.
Durch ein höheres Einkommen zeigt sich ein starker Anstieg des Glücks bei ärmeren Menschen. Mit einem steigenden Einkommen, flacht diese Kurve aber immer weiter ab. Der oben erwähnte Gewöhnungseffekt findet sich ab einem Jahreseinkommen von circa 60.000-80.000€ Jahreseinkommen für den gesamten Haushalt.
Neue Studie
Bis vor Kurzem war das die einzige Erkenntnis, die Studien über Lebensglück und Geld gebracht haben. Vor Kurzem erschien eine neue Studie über den Zusammenhang von Geld und Glück.
Im Zuge dieser Studie wurden 33.000 Erwachsene Amerikaner über eine App befragt, wodurch sich 1,7 Millionen Einzeldaten ergaben. Diese zeigen, dass es eine Steigerung des „täglichen emotionalen Wohlbefindens“ gibt, die auch über die 60.000 bis 80.000 USD. Grenze hinausgeht.
Die Autoren schließen aus den Ergebnissen, dass es vermutlich einen Punkt gibt, ab dem Geld nicht mehr glücklicher macht, dieser aber eventuell höher liegt, als bisher angenommen.
Hier muss allerdings angemerkt werden, dass die Gesellschaft in Amerika materialistischer ist, als die in Europa. Menschen definieren sich dort stärker über ihr Einkommen bzw. ihren sozioökonomischen Status. Das könnte der Grund dafür sein, dass das persönliche Glück in diesem Land stärker mit Geld zusammenhängt als beispielsweise in Österreich oder Deutschland.
Darüberhinaus muss man hier, wie immer bei wissenschaftlichen Erkenntnissen Korrelation (Zusammenhang) und Kausalität (Ursache) unterscheiden. Ein kurzes Beispiel dafür:
Seit Jahren steigt das Klima immer weiter an. Gleichzeitig nimmt die Zahl von Piraten ab.
Wenn man hier nicht zwischen Korrelation und Kausalität unterscheidet, müsste man davon ausgehen, dass die Erderwärmung bewirkt, dass es weniger Piraten gibt. Im Umkehrschluss könnten wir das Klima dadurch retten, wenn wir Piraterie nicht mehr verbieten und bekämpfen, sondern sogar fördern würden.
Natürlich wäre das vollkommen verrückt. Die Unterscheidung von Korrelation und Kausalität ist leider nicht immer so einfach, wie in diesem Beispiel.
Zurück zur Geldfrage: Es ist durchaus vorstellbar, dass Menschen die gut verdienen mit ihren Jobs zufriedener sind als Geringverdiener. Nachdem wir einen beträchtlichen Teil unseres Lebens mit der Erwerbsarbeit verbinden wäre es nachvollziehbar, dass das Glück wegen der Zufriedenheit mit der Arbeit und nicht wegen dem höheren Einkommen zusammenhängt.
Diese Frage wurde bis jetzt allerdings nicht geklärt.
Der soziale Vergleich
Viel wichtiger als das absolute Einkommen ist der Vergleich von diesem mit dem anderer Menschen.
Stell dir vor du könntest zwischen folgenden Optionen wählen:
- Jahreseinkommen von 200.000€, während deine Kollegen 300.000€ bekommen
- Jahreseinkommen von 150.000€, während diene Kollegen 100.000€ bekommen.
Für welche Option würdest du dich entscheiden?
Antworten auf diese Frage wurden in zahlreichen Studien untersucht. Der Großteil der Studienteilnehmer entschied sich für Variante zwei und nimmt damit einen Abschlag von 50.000€ in Kauf.
Es ist uns also lieber weniger zu verdienen, solange wir im Vergleich zu den „Besten“ gehören.
Als Menschen sind wir soziale Wesen. Wir vergleichen uns den ganzen Tag mit anderen.
- Sehe ich besser aus?
- Habe ich mehr Geld?
- Ist meine Wohnung schöner?
- Welches Auto hat mehr PS?
Wir ziehen Glück unter anderem daraus, das Gefühl zu haben besser als Menschen in unserem Umfeld zu sein. Dadurch lässt sich auch erklären warum wir damit einverstanden sind, weniger zu verdienen, solange wir ein deutlich höheres Einkommen erzielen, als unsere Kollegen.
Wofür man Geld ausgibt
Bei den Untersuchungen der Frage, ob mehr Geld glücklich macht, zeigt sich auch, dass der absolute Betrag weniger wichtig ist, als die Dinge, für die man das Geld ausgibt.
Durch die hedonistische Anpassung, verlieren wir die Freude an unseren aktuellen Besitztümern relativ schnell. Wir brauchen mehr und teurere Gegenstände um unser Lebensglück aufrechthalten zu können.
Darüber hinaus neigen wir dazu, unseren Besitz mit anderen Menschen zu vergleichen. Es wird wohl immer jemanden geben, der mehr hat, als man selbst. Das führt in weiterer Folge wieder zu einer Reduktion des Glücks. Darauf gehe ich auch in meinem Artikel „Weniger ist mehr“ ein.
Erlebnisse machen glücklicher als Konsumgüter. Der Vorteil: Sie nutzen sich nicht ab. Außerdem lassen sich Erlebnisse auch nicht so einfach durch einen Vergleich entwerten.
Die Dinge, die man erlebt hat und die Personen mit denen man diese geteilt hat machen also viel glücklicher, als die Anhäufung von Luxusgegenständen.
Bedeutung für das Leben
Du hast jetzt einiges Gelesen und auch von mehr als einer Studie über Geld und Glück gehört. Aber was hast du davon? Wie kannst du all diese Informationen nutzen, um deine Zufriedenheit zu steigern?
Wenn man Schulden und Geldsorgen hat, sollte man unbedingt versuchen, aus dieser Situation zu kommen. Einen Artikel über den Abbau von Schulden findest du hier.
Der Ausbruch aus dem Teufelskreis der Schulden und Existenzängsten führt tatsächlich zu einer deutlichen Steigerung des Glücks.
Sollte man allerdings genug Geld haben, um ein Leben führen zu können, dass frei von finanziellen Sorgen ist, lohnt es sich, seine Prioritäten zu ändern. Hier sollten Erlebnisse und die Beziehung zu Menschen, mit denen man diese teilen kann, in den Fokus rücken. Diese sorgen für einen deutlicheren und langfristigeren Anstieg von Glück, im Vergleich zum Erwerb von Luxusgütern.
Besonders wichtig für das eigene Glück ist es den „sozialen Vergleich“ so gut wie möglich zu vermeiden. Søren Kierkegaard, ein dänischer Philosoph, hat einmal folgenden Satz gesagt: „Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“ Führe also ein Leben mit dem du zufrieden bist und vergleiche dich nicht zu oft mit anderen.
Fazit
Lass mich hier nochmal das Wichtigste zusammenfassen:
- Geld alleine macht nicht glücklich, außer wenn es die Existenz sichert
- Es gibt eine Schwelle, ab der ein höheres Einkommen nicht zu einer Steigerung des Glücks beiträgt
- zu viel Geld führt zu erhöhten Ansprüchen (hedonistische Anpassung)
- Vergleiche mit anderen Menschen sind so gut wie möglich zu vermeiden, wenn man ein glückliches Leben führen möchte
Was denkst du über den Zusammenhang von Geld und Glück? Schreib es gerne in die Kommentare! 🙂
Liebe Grüße,
Philipp
2 Antworten
Geld ist für mich reine Energie. Als jemand der mit falschen Glaubenssätzen aufgewachsen ist, dachte ich lange, dass Geld schlecht und böse ist.
Dabei ist es umgekehrt. Mit genügend Finanzen können auch größere Träume und Projekte realisiert werden und die Family kann in Notfällen unterstützt werden.
Insofern macht mich Geld eher ruhiger und regt die Vorstellungskraft noch mehr an 🙂
Hallo und danke für dein Kommentar! 🙂
Das sehe ich genauso.
Liebe Grüße,
Philipp