Dieser Artikel widmet sich nicht der Frage, ob es eine gute Idee ist auf steigende, oder fallende Kurse der GameStop Aktie zu wetten. Ich möchte hier, auf eine einfache Art und Weise erklären, was es mit dieser Entwicklung auf sich hat und woher sie kommt. Am Ende des Artikels findest du regelmäßige Updates zu den momentanen Entwicklungen rund um die Aktie.
Warum explodiert der Kurs der GameStop Aktie?
Der Kurs der Aktie, ist in den letzten Tagen förmlich explodiert. Ich bin kein Fan von Übertreibungen, aber “explodiert” ist wohl angebracht, wenn sich eine Aktie in dieser Zeit so entwickelt.
Bei einem solchen Anstieg der Aktie, müsste man meinen, dass GameStop die Videospielwelt komplett revolutioniert hat. Haben sie nicht. Im Gegenteil. Um das Unternehmen steht es eher schlecht.
Im letzten Jahresbericht, wird ersichtlich, dass die Entwicklung des Kurses, in den letzten Jahren, nicht zufriedenstellend war. Wer im Jahr 2015, 100$ in GameStop investiert häte, hätte Ende 2020 noch 14,64$. Ein Minus von 85,36$. Wer in den S&P 500, einen beliebten Index für passive Anleger, investiert hätte, hätte demgegenüber aus seinen 100$, ohne große Arbeit, 179,10$ gemacht. Man muss nicht Warren Buffet sein, um zu erkennen, welche Investition die bessere war.
Aber der Kurs ist ja nicht alles! Wie steht es um das Unternehmen? Im Jahr 2020, hat es einen Verlust von circa 464 Millionen US-Dollar gemacht. Im Jahr davor waren es sogar fast 800 Millionen US-Dollar. An den hervorragenden Aussichten liegt die Kursentwicklung also auch nicht. Woher kommt sie dann?
Wetten auf fallende Kurse der GameStop Aktie
Es gibt sogenannte Hedgefonds, die darauf “gewettet” haben, dass der Aktienkurs unter einen bestimmten Wert fällt. Als klassischer Anleger, kauft man Aktien, weil man hofft, dass diese an Wert gewinnen. Die Hedgefonds sind also den umgekehrten Weg gegangen.
Wie machen sie das? Leider ist das nicht so einfach zu verstehen. Gar nicht so tragisch, da du als kleiner Privatanleger sowieso nicht die gleichen Möglichkeiten hast.
Möglichkeiten von Privatanlegern
Wenn man als Kleinanleger von sinkenden Kursen profitieren möchte, muss man sogenannte “Optionen” oder “Optionsscheine” in Betracht ziehen. Die sind vergleichbar mit Verträgen. Dort wird geregelt, dass man eine Aktie an einem bestimmten Tag kaufen oder verkaufen kann. Man kann, muss aber nicht.
Wenn sich der Kurs entsprechend der Erwartung entwickelt, kann man die Option “ausführen” und macht einen Gewinn. Falls man das nicht tut, verfällt die Option. In dem Fall verliert man “nur” das Geld, dass man für die Option bezahlt hat. Kompliziert? Stimmt. Genauer gehe ich aber nicht darauf ein, weil das sonst den Rahmen sprengt. Falls du dich aber doch ein bisschen tiefer damit beschäftigen möchtest, empfehle ich dir dieses Video:
Möglichkeiten von Hedgefonds
Gedeckte Leerverkäufe
Hedgefonds spekulieren mit anderen Mitteln auf fallende Kurse. Hier kommen sogenannte Leerverkäufe ins Spiel, die auch als “Shortselling” bezeichnet werden.
Beim Leerverkauf besitzt der Verkäufer (in dem Fall der Hedgefonds) eine Aktie gar nicht. Sie wird sich von einem Fonds geliehen. Dieses Vorgehen nennt man “Wertpapierleihe”. Für das Ausborgen, bekommt der Fonds eine “Leihgebühr”. Die Aktie, die der Hedgefonds ausgeborgt hat, muss er später zurückgeben. Ein klassisches Leihgeschäft.
Wie macht der Hedgefonds Geld?
Der Hedgefonds, versucht die Aktie zu verkaufen, wenn ihr Preis möglichst hoch ist und möchte sie zurückkaufen, wenn der Kurs gesunken ist. Dann wird sie an den Verleiher zurückgegeben. Lass mich das mit einem einfachen Beispiel darstellen.
Spielen wir „Hedgefonds“
Du spielst Hedgefonds und bist dir ziemlich sicher, dass es im Supermarkt nächste Woche eine Tafel Schokolade für 1€ gibt. Im Moment kostet sie noch 2,50€. Ein Freund von dir (A), möchte eine Tafel Schokolade. Ein anderer Freund (B) hat eine Tafel und braucht sie nicht. Du borgst dir von B die Tafel aus und verkaufst sie A für 2€. Super Geschäft für A. Er spart so immerhin 50 Cent.
Du gehst davon aus, dass du nächste Woche eine neue Tafel für 1€ im Supermarkt kaufen und B zurückgeben kannst. So macht du 1€ Gewinn. Du hast gerade Schokolade leerverkauft.
Blöd wird’s, wenn das Lager des Supermarktes abbrennt und es keine Schokolade mehr gibt. In dem Fall, wird der Preis für die Schokolade nächste Woche nämlich nicht sinken, sondern bei 2,50€ bleiben. Du musst sie trotzdem kaufen, weil B sie wieder haben möchte. Auch wenn du A die Tafel für 2€ verkauft hast, musst du sie jetzt im Supermarkt für 2,50€ kaufen und machst so ein Minus von 50 Cent.
Leerverkäufe von Hedgefonds
Hedgefonds machen das in größeren Maßstäben. Hier geht es oft um Milliarden. Sie suchen sich Unternehmen, die schlechte Zukunftsaussichten haben und machen gewaltige Leerverkäufe. Es werden beispielsweise Aktien im Wert von 500 Millionen verkauft und gehofft, dass sie für 50 Millionen zurückgekauft werden können. Zack! 450 Millionen Gewinn.
Dieses Mal aber eher nicht. Kleinanleger haben das mitbekommen. Die Plattform Reddit hatte daran einen wichtigen Anteil. Es wurden viele Menschen darauf aufmerksam gemacht, dass ein Hedgefond die Aktie leerverkauft. Daraufhin haben unzählige Gamer und Hedgefonds-Hasser Aktien gekauft. Das Ziel war es, den Hedgefonds zu schaden. Durch die gestiegene Nachfrage, sind auch die Preise gestiegen.
Der Aktienkurs von GameStop stieg also, anstatt zu sinken. Die Hedgefonds wurden nervös. Irgendwann müssen sie die Anteile ja wieder kaufen, um sie zurück zu geben. Wenn der Preis steigt, wird der Verlust immer größer.
Besonders spektakulär wird das ganze wegen “Rückkopplungen”. Um das Risiko und den möglichen Verlust zu reduzieren, veruschten die Hedgefonds ihre Aktien zurückzukaufen: Noch mehr Nachfrage, die zu noch höheren Preisen führte. So erreichte die Aktie zeitweise einen Wert von über 450 US$. Wir erinnern uns: Zu Jahresbeginn notierte sie bei circa 17 US$.
Ungedeckte Leerverkäufe
Lassen wir das Ganze noch verrückter werden. Aufgrund von komplizierten Mechanismen, kann ein Hedgefonds mehr Aktien eines Unternehmens leerverkaufen, als es überhaupt gibt. Klingt verrückt, ist aber so. Elon Musk hat dazu vor kurzem getwittert: “Du kannst keine Häuser verkaufen, die du nicht besitzt. Du kannst keine Autos verkaufen, die du nicht besitzt. Aber du kannst Aktien kaufen, die du nicht besitzt!? Das ist Bullshit.”
u can’t sell houses u don’t own
— Elon Musk (@elonmusk) January 28, 2021
u can’t sell cars u don’t own
but
u *can* sell stock u don’t own!?
this is bs – shorting is a scam
legal only for vestigial reasons
Im Fall von GameStop ist das auch passiert. Der sogenannte „Short Float“ lag bei 140%. Es wurden also 40% Aktien leerverkauft, obwohl es sie gar nicht gibt.
Aus den genannten Gründen, wollten Hedgefonds die Aktien wieder zurückkaufen. Aber es gibt schlichtweg nicht genug Aktien für alle: Enorme Nachfrage, zu wenig Angebot. Diese Kombination führt zu gewaltigen Preisen. Der Kurs hat sich teilweise verzehnfacht. Am 22.1. lag der Kurs bei 35$, während er am 28.1. bei 350$ lag.
Jetzt steht der Hedgefonds da und muss jemandem Aktien zurückgeben, die er beispielsweise für 50 Millionen verkauft hat. Blöd, dass er genau diese Aktien jetzt aber für 500 Millionen kaufen muss. Das wars mit dem Gewinn. Zack! 450 Millionen Dollar Verlust. Ein Hedgefonds, hat sogar einen Verlust von knapp drei Milliarden Dollar gemacht.
Ein Skandal?
Am Donnerstag, wurde es noch spannender. .
Schon am Vormittag, war es für viele Privatanleger nicht möglich die Aktie zu handeln. Bei einigen Brokern gab es “technische Probleme”. Diese Probleme gab es allerdings nur bei Privatanlegern. Mehr darüber kann man hier lesen.
Neben den technischen Problemen, wurde auch noch versucht die Kleinanleger zu “schützen”. Es war für sie nur noch möglich die GameStop Aktie zu verkaufen. Der Kauf haute nicht hin. Der Broker TradeRepublic verschickte folgende Nachricht an seine Kunden:
Nach einem Tag voll technischer Ungereimtheiten und Ausfällen stellt nun auch #TradeRepublic den Handel mit Titeln ein, denen mutmaßlich ein massiver Short Squeeze bevorstehen könnte. Vorsorglich, zum Schutz der Aktionäre, wie es heißt.
— André Vatter (@avatter) January 28, 2021
Jau. 🤣 pic.twitter.com/Kz8qzhcMiZ
Dankenswerter Weise gab es den Schutz nur für die kleinen Anleger, nicht aber für die großen, wie Hedgefonds. Dort traten auch keine technischen Probleme auf und sie konnten weiterhin Aktien von GameStop kaufen.
Um 15:30 sperrte die Börse in Amerika auf. Wie erwähnt, konnten die Kleinanleger keine GameStop Aktien kaufen, sondern nur verkaufen. Hedgefonds aber waren zu beidem in der lage.
Zwei Institute, haben damit begonnen, Aktien des Unternehmens hin- und herzuschieben. Weil ich keine Lust auf rechtliche Probleme habe, werde ich die beiden Institute nicht nennen. Außerdem möchte ich ihnen auch keine bösen Absichten unterstellen. Wir wissen ja, dass die Finanzindustrie immer fair spielt. 😉
Bei jedem Verkauf sank der Kurs der Aktie. Zeitweise sogar auf 132 US$. Da die Kleinanleger nicht zu diesen günstigen Kursen kaufen konnten, sank der Preis immer weiter. Ob das ein abgekartetes Spiel ist, in dem die Broker den Hedgefonds helfen, wird sich zeigen. Vor kurzem wurden Sammelklagen gegen einige Broker angemeldet.
Fazit zu Reddit, Hedgefonds und der GameStop Aktie
Hedgefonds wetten immer wieder auf fallende Kurse. Als Mittel dafür, verwenden sie sogenannte Leerverkäufe Im Fall von GameStop haben sich viele Kleinanleger „zusammengetan“, um die Hedgefonds in die Schranken zu weisen. Dadurch haben Hedgefonds bisher schon viele Milliarden verloren. Man darf gespannt sein, wie die Geschichte weitergeht. Updates dazu findest du im folgenden Abschnitt.
Was denkst du über die Vorgänge rund um die GameStop Aktie? Deine Meinung dazu würde mich wirklich interessieren.
Liebe Grüße,
Philipp
Disclaimer: KEINE ANLAGEBERATUNG ODER EMPFEHLUNG: Die vom Autor dieses Artikels behandelten, ETFs, Fonds, und weitere Anlageformen, sind immer mit Risiken behaftet. Alle Texte sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung dar. Sie wurden nach bestem Wissen und Gewissen aus öffentlich zugänglichen Quellen übernommen. Alle zur Verfügung gestellten Informationen (Gedanken, Prognosen, Kommentare, Hinweise, Ratschläge, etc.) dienen allein der Bildung und der privaten Unterhaltung.