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EZB – Die europäische Zentralbank

Du hast sicher schon etwas von der EZB (Europäische Zentralbank) gehört. Gerade im Zuge der Corona-Krise, ist sie wieder im Gespräch. Was genau ist die EZB eigentlich? Warum braucht es sie? Was sind ihre Aufgaben?

Als jemand, der sein Geld investiert, solltest du dich mit den wichtigsten Institutionen in der Wirtschaft auskennen. Zu diesen zählt unter anderem die EZB. Das Vorgehen dieser, spielt eine große Rolle, für langfristige Entwicklungen deiner ETFs und sonstigen Anlageklassen.

Die europäische Zentralbank, ist die Zentralbank für die Mitglieder der EU und hat ihren Sitz in Frankfurt. Nachdem der Präsident bisher immer ein Mann war, gibt es mit Christine Lagarde erstmals eine weibliche Chefin der EZB. Aber schauen wir uns das Ganze in Ruhe an!

Was ist eine Zentralbank?

Eine Zentralbank oder Notenbank, ist für die Geld- und Währungspolitik verantwortlich.
Es gibt viele verschiedene Zentralbanken. Du hast sicher schon von der FED (Amerika) oder der europäischen Zentralbank (EZB) gehört.

Zu den Hauptaufgaben einer solchen Bank, zählt es die Preisstabilität zu sichern. So wird sichergestellt, dass dein Geld nicht zu schnell an Wert verliert und die Preise im Supermarkt stabil bleiben. Auch wenn du es kaum wahrnimmst, spielen die Entscheidungen der Zentralbank auch für dich eine wichtige Rolle.

Neben dem Hauptziel „Preisstabilität“, definieren manche Zentralbanken auch gesamtwirtschaftliche Ziele, wie Wirtschaftswachstum, Konjunktur- oder Wechselkursstabilität.

Europäische Zentralbank (EZB)

Die europäische Zentralbank zählt zu den wichtigsten Organen der EU und wurde 1998 gegründet.
Sie ist für die Geld- und Währungspolitik des Euroraums zuständig. Die EZB ist also die Zentralbank der 19 EU Mitgliedsstaaten, die den Euro eingeführt haben. Die gemeinsame Währungsbehörde hat ihren Sitz in Frankfurt am Main.

Entscheidungsgremien der EZB

Wirtschaftspolitische Entscheidungen, kann man nicht mit einem Münzwurf treffen. Daher gibt es verschiedene Gremien, mit unterschiedlichen Aufgaben. Diese beraten sich und entscheiden über das Vorgehen der Zentralbank.

EZB Präsident

Der Präsident der europäische Zentralbank hat zwei Hauptaufgaben. Zum einen die Vertretung nach Außen und zum anderen den Vorsitz des Direktoriums. Der EZB Präsident war bisher immer ein Mann. Durch Christine Lagarde ist erstmals eine Frau Chefin der Zentralbank.

Ein Präsident, kann nicht wiedergewählt werden und hat somit „nur“ eine Amtszeit von acht Jahren.

Direktorium der europäischen Zentralbank

Das Direktorium der europäischen Zentralbank, führt die Geschäfte und ist wesentlich für die Umsetzung der Beschlüsse des EZB Rates verantwortlich.

Dieses Gremium besteht aus dem Präsidenten der EZB, dem Vizepräsidenten und vier weiteren Mitgliedern. Die Amtszeit jedes dieser Mitglieder ist auf 8 Jahre befristet. Sobald diese abläuft, können Mitgliedsstaaten neue Direktoriumsmitglieder empfehlen. Über die Empfehlungen wird dann abgestimmt.

EZB Rat

Dieses Gremium, besteht aus allen Mitgliedern des Direktoriums und wird durch die Präsidenten der nationalen Zentralbanken der „Euro-Länder“ ergänzt.

Im Rat werden die wichtigen Beschlüsse gefasst, die dann vom Direktorium umgesetzt werden. Die Sitzungen des Rates finden zwei Mal im Monat, am Sitz der EZB in Frankfurt, statt.

Wir halten also fest: Der Rat trifft Entscheidungen, das Direktorium setzt sie um.

Erweiterter Rat der europäischen Zentralbank

Im erweiterten Rat der europäischen Zentralbank sitzen der Präsident und Vizepräsident, zusammen mit den Präsidenten der nationalen Zentralbanken aller 27 EU-Mitgliedsstaaten.

Im erweiterten Rat sitzen also Vertreter der 19 Euro Länder und der acht Länder, die den Euro noch nicht eingeführt haben.

Zu den wichtigsten Aufgaben des erweiterten Rates zählt unter anderem die Erstellung von Vorschriften, die die Geschäfte der nationalen Zentralbanken standardisieren.

Aufgaben der EZB

Sicherstellung der Preisniveaustabilität

Die europäische Zentralbank hat das Ziel, die Inflationsrate unter 2 Prozent zu halten. So soll eine Stabilität der Preise von Waren erreicht werden.
Die Inflation wird vor allem durch die Geldmenge beeinflusst, welche durch Leitzinsen reguliert wird. Der Leitzins ist der Zins, zu dem die EZB Geld an Geschäftsbanken ausgibt. Mehr über Leitzinsen, erfährst du gleich.

Devisengeschäfte

Devisen sind Fremdwährungen, also Zahlungsmittel aus anderen Ländern. Mit diesen kann man, wie auch mit Wertpapieren, handeln. Dabei wird inländisches in ausländisches Geld getauscht und umgekehrt. Im Handel mit Devisen, verfolgt die EZB das Ziel, den Wert des Euros stabil zu halten.

Banknoten

Die europäische Zentralbank besitzt ein Notenmonopol. Damit entscheidet sie über die Ausgabe von Banknoten. (Deshalb auch „NOTEN“bank)
Das Monopol beinhaltet das alleinige Recht Banknoten zu emittieren und in Umlauf zu bringen. Damit geht die Verpflichtung einher, die Qualität des Bargelds aufrechtzuerhalten (Entfernung von Falschgeld oder beschädigtem Geld).

Die EZB „druckt“ also Geld bzw. erlaubt den jeweiligen Notenbanken das Drucken. So bekommst du immer wieder schöne neue Geldscheine. 😉

Instrumente der europäischen Zentralbank

Zinsen und Leitzinsen

Die EZB setzt zur Sicherung der Preisstabilität unter anderem Zinsen im Geschäft mit Geschäftsbanken ein. Dieser EZB Zins, wird als sogenannter „Leitzins“ bezeichnet. Von diesem hast du sicher schon gehört.
Die Zentralbank ist also „die Bank der Banken“.
Eine normale Geschäftsbank, bei der du dein Konto hast, hat ihr Konto bei der Zentralbank. Für Guthaben auf diesem Konto, erhält die Geschäftsbank Zinsen, wenn sie Schulden hat, muss sie entsprechende Zinsen dafür bezahlen.

Ist der Leitzins hoch, bezahlen Geschäftsbanken für ihre Kredite bei der EZB höhere Zinsen. Diese werden an dich als Endkunden weitergegeben. Dadurch werden Kredite teurer. Gleichzeitig gibt es aber auch mehr Zinsen für das Ersparte. Durch die höheren Sparzinsen, lassen viele ihr Geld lieber auf dem Konto, anstatt es auszugeben.

Genau umgekehrt verhält es sich bei niedrigen „Leitzinsen“.
Momentan ist der Leitzins der EZB nahe der Nullgrenze. Deshalb bekommst du für dein Erspartes kaum Zinsen. Im Gegenzug kannst du aber billige Kredite nehmen. Durch diese Maßnahmen, soll die Wirtschaft angekurbelt werden.

Die Zinsgeschäfte werfen in der Regel einen Gewinn, für die europäische Zentralbank ab, der an die nationalen Notenbanken verteilt wird. Diese reichen den Profit an den jeweiligen Staatshaushalt weiter. So profitieren Mitgliedstaaten und ihre Bürger, von einem Gewinn der EZB.

Devisenmarktinterventionen

Kurze Wiederholung: Devisen sind Fremdwährungen. Der Devisenmarkt ist also der Markt für andere Währungen.

Hin und wieder muss die EZB am Devisenmarkt eingreifen, um den Kurs des Euro zu stabilisieren. Dabei kauft bzw. verkauft sie Fremdwährungen. Diese Eingriffe sind aber äußerst selten und kommen nur zum Einsatz, wenn entweder das Inflationsziel oder die Stabilität der Wirtschaft in Gefahr sind.

Ankauf von Wertpapieren durch die europäische Zentralbank

Durch Programme zum Kauf von Aktien und Anleihen, soll die Kreditvergabe im Euroraum unterstützt und die Inflation verstärkt werden. Aufgrund dieser Käufe, wird die EZB häufig kritisiert. Im Mai 2020 hat das deutsche Bundesverfassungsgericht dieses Vorgehen zum Teil als „kompetenzwidrig“ eingestuft.

Rechenschaftspflicht der europäischen Zentralbank

Auch wenn du das vielleicht anders empfindest, sind die Vorgänge und Beschlüsse der EZB nicht geheim und intransparent. Die europäische Zentralbank, muss Auskunft über ihre Handlungen geben und diese auch rechtfertigen.

Anhörungen und Anfragen

Der Präsident (im Moment die Präsidentin) der EZB, nimmt vierteljährlich an Anhörungen des Ausschusses für Wirtschaft des Europaparlaments teil. Dort wird er von Politikern befragt und muss die Handlungen der EZB erklären.

Die Mitglieder des Europaparlaments können darüber hinaus jederzeit schriftliche Anfragen an die EZB stellen, die wahrheitsgemäß beantwortet werden müssen.

EZB Berichte

Über diese Anhörungen und Anfragen hinaus, veröffentlicht die EZB einen Jahresbericht. Dort wird unter anderem auf Inflation und Arbeitslosigkeit eingegangen. Auch über die aktuell zirkulierende Geldmenge wird Auskunft gegeben. (Ende 2019 waren 24,1 Milliarden Banknoten im Gesamtwert von 1.293 Milliarden Euro im Umlauf.)

Neben dem Wirtschaftsbericht, der 8 Mal im Jahr veröffentlicht wird, gibt es noch einen „konsolidierten Wochenausweis“. Dort erhält man Infos zu weiteren Aktivitäten der EZB. Zusätzlich finden im Anschluss an Sitzungen des EZB Rats Pressekonferenzen statt. Dort können auch Journalisten ihre Fragen stellen.

Die Vorgänge in der EZB sind also nicht ganz so geheim, wie die meisten denken. Du kannst dir die Infos jederzeit von der Website der Zentralbank holen, wenn du das möchtest.

Die EZB und der Einfluss von Staaten

Westliche Zentralbanken wie die EZB sind in der Regel unabhängig. Durch diese Unabhängigkeit, wird eine expansive Geldpolitik verhindert. Dabei würde ein Staat immer mehr Geld drucken um eine bessere Wirtschaftsleistung zu erzielen. Der so gesteigerte Wohlstand würde die Beliebtheit einer Regierung erhöhen. Diese Maßnahme funktioniert aber nur kurzfristig und führt langfristig allerdings zu verschiedenen Problemen, wie einer enorm steigenden Inflation.
Eine Unabhängigkeit von politischen Entscheidungsträgern, macht hier also definitiv Sinn.

Die Unabhängigkeit der europäischen Zentralbank, setzt sich aus folgenden Bereichen zusammen:

  • Operative Unabhängigkeit (Methoden mit denen die Ziele der EZB erreicht werden, dürfen frei gewählt werden)
  • Institutionelle Unabhängigkeit (Keine Weisungen aus der Politik)
  • Finanzielle Unabhängigkeit
  • Personelle Unabhängigkeit

Fazit EZB

Lass mich die wichtigsten Punkte des Artikels zusammenfassen.

  • EZB ist die Bank der Banken innerhalb der Eurozone und hat ihren Sitz in Frankfurt
  • es gibt mehrere Gremien, die Entscheidungen treffen, dabei sind sie unabhängig von der Politik
  • Das wichtigste Ziel der EZB ist die Preisstabilität
  • Zur Zielerreichung verfügt die Zentralbank über verschiedene Instrumente (Leitzinsen, Devisenmarktinterventionen, etc.)
  • Es gibt viele Möglichkeiten, um sich Informationen zu Beschlüssen der EZB zu verschaffen

Ich hoffe, dass ich dir einen besseren Überblick über die europäische Zentralbank geben konnte und freue mich auf Fragen, Feedback und Kommentare von dir!

Liebe Grüße,
Philipp
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