Definition Dividendenstrategie
Bevor wir uns auf das Thema stürzen fangen wir mit ein paar Definitionen an. Wenn du dich schon ausführlich mit dem Thema Geldanlage beschäftigt hast, kannst du diesen Teil gerne überspringen.
Dividende
Beginnen wir damit an, was eine Dividende überhaupt ist und warum manche Unternehmen eine ausschütten.
Eine Aktie ist eine Unternehmensbeteiligung. Wer eine Aktie kauft, kauft damit auch ein Stück des Unternehmens. Wenn das Unternehmen Gewinne macht, entscheiden die Eigentümer bei der Hauptversammlung, was mit diesen Erträgen passiert. Dafür gibt es in der Regel drei Möglichkeiten
- Reinvestition, um künftige Gewinne zu steigern
- Aktienrückkäufe
- Ausschüttung von Gewinnen an die Aktionäre
Für diesen Artikel ist nur der dritte Punkt relevant. Diese Ausschüttungen an die Aktionäre werden als Dividende bezeichnet.
Was ist die Dividendenstrategie
Nachdem wir geklärt haben, was eine Dividende ist, ist der Begriff „Dividendenstrategie“ relativ leicht erklärt. Bei dieser Strategie wird in Unternehmen investiert, die Dividenden ausschütten.
Die Dividendenstrategie hat unzählige Unterformen. Manche legen Wert auf eine wachsende Dividende, während andere ihr Geld in Hochdividendenwerte anlegen. Viele Anleger achten auf die Sicherheit der Dividende und investieren deshalb in Unternehmen, die seit Jahrzehnten Ausschüttungen vornehmen. Solche Firmen werden auch Dividenden Aristokraten genannt.
Einige Anleger begründen ihren Fokus auf die Dividendenstrategie damit, dass Aktienkurse häufig (stark) schwanken. Das macht einigen Investoren zu schaffen. Deshalb suchen sich manche Unternehmen, die Dividenden ausschütten und den Anlegern damit einen regelmäßigen „Cashflow“ liefern. Das soll dann dazu führen, dass der Kurs weniger wichtig ist und man mehr auf die Dividendenzahlungen blickt.
Ein anderer Grund für die Dividendenstrategie ist, dass diese Ausschüttungen von den Anlegern als passives Einkommen gewertet werden und somit irgendwann die eigenen Ausgaben abdecken sollen. Dann hätte man die finanzielle Freiheit erreicht.
Klingt gut soweit, oder? Trotzdem gibt es einige Fehlannahmen, die nicht unbeteiligt daran sind, dass sich die Dividendenstrategie einer so großen Beliebtheit erfreut. Diese schauen wir uns jetzt an.
Fehlannahmen
Dividenden sind das Sahnehäubchen
Langfristig entwickelt sich ein breit gestreutes („diversifiziertes“) Aktienportfolio positiv. Viele Anleger glauben, dass die Dividenden das Sahnehäubchen auf dem Schokoladekuchen der Kursgewinne sind.
Das ist leider eine Fehlannahme. Dividenden bieten Anlegern keinen Vorteil.
Ein Blick auf die Bilanzseite eines Unternehmens ist hier wichtig. Eine Ausschüttung von Dividenden erfolgt aus dem Eigenkapital. Das Eigenkapital gehört aber bereits den Aktionären. Eine Ausschüttung bedeutet also nichts anderes, als sich das Geld von der einen, in die andere Tasche zu strecken.
Dadurch, dass dem Unternehmen bei einer Ausschüttung Geld entnommen wird, sinkt dessen Wert. Das führt auch zu einem Kursrückgang, den man als „Dividendenabschlag“ bezeichnet. Je höher die ausgeschüttete Dividende, desto höher fällt dieser Kursrückgang aus.
Die Gesamtrendite eines Unternehmens besteht also aus Kurssteigerungen UND Dividenden. Ob die Kurssteigerungen, oder die Ausschüttungen den größeren Teil ausmachen, kann dir als Anleger völlig egal sein, solange die Gesamtrendite stimmt. Die Dividende ist also kein Sahnehäubchen.
Dividenden sind die neuen Zinsen
Die Tatsache, dass die Zinsen für Bankguthaben seit Jahren so niedrig sind, ist auch ein Grund für die Beliebtheit der Dividendenstrategie. Viele Anleger sind der Meinung, dass Dividenden die neuen Zinsen sind.
Auch dies ist ein Fehler. Alleine schon deshalb, weil Zinsen die „Belohnung“ der Bank dafür sind, dass du Geld auf dem Konto hast. Dieses wird von der Bank an Kreditnehmer verliehen. Zinsen bezahlt also die Bank.
Die Dividende ist kein Geschenk von der Firma. Bei diesen handelt es sich um Geld, dass bereits dir gehört, weil es teil des Eigenkapitals des Unternehmens ist.
Die regelmäßigen Ausschüttungen von Dividenden machen oft den Eindruck, dass es sich hier um die neuen Zinsen handelt. Hier muss man sich aber vor Augen führen, dass Dividenden freiwillige Leistungen des Unternehmens sind, die jederzeit gestoppt werden können.
Einen Punkt möchte ich hier noch anführen. Die Portfolio Theorie von Markowitz beschäftigt sich mit der optimalen Gestaltung des Portfolios. Dort geht es vor allem um das Verhältnis von „riskoreichen“ und „risikoarmen“ Portfolioanteilen. Zinsen sind die Erträge aus Bankguthaben, also aus dem risikoarmen Anteil. Dividenden sind allerdings Ausschüttungen, die aus dem risikoreichen Anteil kommen.
Wer aufgrund der Nullzinsen versucht die regelmäßigen Erträge aufrecht zu erhalten und das Geld vom Konto abzieht, um es in Aktien zu investieren, erhöht damit den risikoreichen Anteil und nimmt damit deutlich stärkere Schwankungen des Gesamtvermögens in Kauf.
Dividenden sind besser als Verkaufen
Viele Anleger setzen auf die Dividendenstrategie, weil sie irgendwann von ihren Erträgen (Dividenden) leben möchten. Sie bevorzugen die Ausschüttungen gegenüber einem Teilverkauf von Aktien.
Dabei ist der Verkauf von Anteilen überhaupt kein Nachteil. Ob man 10€ durch die Dividende, oder einen anteilsmäßigen Verkauf von Wertpapieren erhält ist völlig egal. Der Wert der Unternehmensanteile, die man besitzt, reduziert sich in beiden Fällen um 10€.
Vor- und Nachteile der Dividendenstrategie
Nachdem wir uns einige Fehlannahmen angeschaut haben, möchte ich jetzt auf die Vor- und Nachteile der Dividendenstrategie eingehen.
Vorteile der Dividendenstrategie
Der größte Vorteil, den die Dividendenstrategie bietet, ist ein psychologischer. Durch die regelmäßigen Eingänge von Dividenden, wird ein Anleger oft dazu motiviert, weiter zu investieren und das Geld nicht für Konsum auszugeben. Diesen Erträgen auch noch beim wachsen zusehen zu können, ist etwas, das einen zusätzlichen Motivationsschub verleiht.
Durch Dividenden verliert der aktuelle Kurs einer Aktie für viele Anleger tatsächlich ein Stück weit Bedeutung. Wenn man deshalb in einer Krise ruhig bleibt und nicht panisch seine Aktien verkauft, kann auch das ein Vorteil sein.
Nachteile der Dividendenstrategie
Wie so oft im Leben gibt es keine Vorteile, ohne einer entsprechenden Gegenseite. Was sind die Nachteile der Dividendenstrategie
Steuer
Einer der größten Nachteile für Anleger, die der Dividendenstrategie folgen, ist die Steuer.
Natürlich werden auch Kursgewinne versteuert. Wichtig ist aber der Zeitpunkt an dem die Steuerzahlung fällig wird. Bei der Dividende wird jede einzelne Auszahlung besteuert. Kursgewinne muss man erst beim Verkauf der Aktie versteuern.
Dadurch kommt es bei Kursgewinnen zu einer sogenannten „Steuerstundung“. Die vorläufig „gestundeten“ Steuerzahlungen können somit auch weiterhin die Rendite erhöhen, was dazu führt, dass Kursgewinne aus steuerlicher Sicht zu bevorzugen sind.
Viele Blogger, die Anhänger der Dividendenstrategie sind, blicken vor allem auf die Rendite vor der Steuer. Die sieht oft sehr ansprechend und gut aus. In Wirklichkeit ist sie aber völlig unbedeutend. Es zählt nämlich das was unterm Strich, nach Abzug aller Kosten und Steuern, rauskommt. Hier schneidet die Dividendenstrategie oft nicht mehr so gut ab.
Geringere Diversifikation
Wer sich selbst eine strenge Dividendenstrategie auferlegt, investiert lediglich in Unternehmen die einen Teil ihrer Gewinne ausschütten. Dabei werden viele Firmen übergangen, die durchaus erfolgreich sind und gute Investitionen darstellen.
Anleger, die der Dividendenstrategie folgen, berauben sich damit selbst also ein Stück weit um die Diversifikation ihres Portfolios.
Das wird sichtbar, wenn man einen klassischen breit gestreuten Standardindex, wie den „MSCI World“ mit seinem Dividendenableger, dem „MSCI World Quality Dividend“ vergleicht.
Während im klassischen Index über 1.500 Unternehmen gelistet sind, sind es beim „Dividenden Index“ lediglich 300.
Warum die Dividendenstrategie so beliebt ist
Die Dividendenstrategie hat einige Schwächen. Trotzdem erfreut sie sich einer enormen Beliebtheit. Dafür gibt es einige Gründe, auf die ich eingehen möchte.
Dividende fühlt sich besser an als Verkauf
Ich besitze selbst Einzelaktien, die eine Dividende ausschütten und kenne das Gefühl einer eingegangen Dividende gut. Im ersten Moment fühlt es sich nicht wie das Wandern des Geldbetrags von der einen in die andere Tasche (siehe oben) an. Eine Dividende fühlt sich mehr wie ein Bonus an. Eine Art Geschenk des Unternehmens an mich als fleißigen Investor.
Beim Verkauf von Aktien ist das anders. Man tauscht hier bewusst Unternehmensanteile gegen Geld. Die Euphorie dabei ist geringer, als beim Eingang einer Dividende.
Aber nur weil sich etwas gut anfühlt, heißt es nicht, dass es auch gut ist. Ich bin bereits ausführlich darauf eingegangen, dass die Dividende kein „Sahnehäubchen“ ist, sondern aus der Substanz des Unternehmens gezahlt wird. Dadurch sinkt sein Eigenkapital und damit sein Wert. Das führt zu einen Kursrückgang.
Verlustaversion
Ein Grund dafür, dass sich die Dividende besser als ein Verkauf von Anteilen anfühlt liegt in der sogenannten „Verlustaversion“. Unser Gehirn bewertet Gewinne und Verluste leider unterschiedlich.
Die meisten von uns könnten wohl ganz gut damit Leben Teile der eigenen Aktien zu verkaufen, wenn sie dabei einen Gewinn erzielen. Viel schwieriger ist der Verkauf aber, wenn dadurch ein Buchverlust tatsächlich realisiert wird.
Bei einer Dividende nehmen wir das anders wahr. Sie hilft uns dabei Verluste unter unseren mentalen Teppich zu kehren.
Aussicht auf zukünftige Gewinne
Auf diesen Punkt bin ich schon in meinem Beitrag über Dividenden-ETFs eingegangen.
Machen wir ein kleines Gedankenexperiment. Dafür musst du dir zwei Szenarien vorstellen:
- Stell dir vor du verwendest 100€, die du als Dividende erhalten kannst und gibst diese bei einem Abendessen aus.
- Stell dir vor du verkaufst Aktien im Wert von 100€ und gibst diese für das gleiche Abendessen aus.
Nach dem Abendessen verdoppelt sich der Kurs der Akte. In welchem Szenario würdest du dich mehr ärgern?
Erinnern wir uns: Die Dividende ist exakt das gleiche wie ein Teilverkauf. Du solltest dich also in beiden fällen genau gleich über deine Entscheidung ärgern. Dennoch würden sich die meisten Menschen beim Ausgeben der Dividende besser fühlen. Das ist zwar nicht rational, aber so sind wir eben.
Fazit
Ob man Geld aus dem Verkauf von Aktien, oder durch eine Dividende erzielt macht rational keinen Unterschied. Dividenden sind nicht das Sahnehäubchen auf der Torte der Kursgewinne.
Die Vorteile, die Dividenden bieten, sind in erster Linie psychologischer Natur. Für diese psychologischen Vorteile, muss man aber reale Nachteile, wie eine höhere Steuerlast, geringere Diversifikation, etc. in Kauf nehmen.
Nach diesem Blogartikel dürfte es dich wohl nicht überraschend ass ich kein großer Fan einer „reinen“ Dividendenstrategie bin. Wie so oft ist die Entscheidung für, oder gegen eine Anlegestrategie, aber eine die jeder Anleger für sich selbst treffen muss. Das Schöne ist, dass man sich hier wirklich austoben kann. Jeder kann eine eigene Strategie entwerfen, die am besten zu den eigenen Bedürfnissen passt.
Was hältst du von der Dividendenstrategie? Hast du Aktien in deinem Portfolio, die dir regelmäßig eine Dividende zahlen? Ich freue mich auf deine Antwort in den Kommentaren.
Liebe Grüße,
Philipp
2 Antworten
Ein Vorteil von Dividende ist zusätzlich, dass das Geld real wurde und nicht mehr „nur“ ein Buchgewinn ist, der Schwanken kann.
Der Logik zu folgen, dass man durch Dividende nur das bekommt, was man eh schon hat, würde ich widersprechen, dass der Aktienkurs i.d.R. wieder auf den alten Wert zurückkehrt und auch wachsen kann.
Wenn man eine Aktie vom Unternehmen XY hat und diese 100 Euro Wert ist und das Unternehmen 10 Euro Dividende pro Aktie ausschüttet (wow :)), dann ist nach 10 Ausschüttungen der Aktienwert ja nicht bei 0…
Vielmehr hat man nach 10 Ausschüttungen den Einsatz wieder reingeholt. Wenn das Unternehmen ein moderates Wachstum hat und 10 Jahre später bei 120-140 Euro steht, um so besser.
Wenn man diese eine Aktie allerdings Verkauft, bekommt man direkt 100 Euro, danach aber nichts mehr.
D.h. ein Verkauf ist nicht immer gleich oder besser als Dividende, da man nicht mehr von einem Wachstum profitiert (gut von Verlust auch nicht).
Hallo Mike,
danke für deinen Kommentar.
Die Frage ist was man mit dem „real“ gewordenen Geld macht. Verkonsumieren? In dem Fall könnte man genauso Teilverkäufe vornehmen, um die Buchgewinne „real“ werden zu lassen. Wenn man das Geld allerdings sowieso wieder in das Unternehmen investieren möchte, kann man es auch gleich dort lassen.
Natürlich kann der Aktienkurs nach einer Dividende wachsen. Genauso gut kann er aber auch fallen.
Das Beispiel mit dem Unternehmen ist meiner Meinung nach kein gutes. Ich bin mir ziemlich sicher, dass viele Unternehmen nach 10 Jahren durchaus am Ende wären, wenn sie eine Dividenden von 10% des Werts ausschütten würden.:)
Auch nach deinem Kommentar bin ich nicht wirklich davon überzeugt, warum eine Dividende besser sein sollte.
Liebe Grüße,
Philipp